Chamäleons – Parasiten

Dr. M. Hallinger, H. Schmitz

Parasiten bei Chamäleons (Endoparasiten)

Reptilien, insbesondere Chamäleons, haben im Allgemeinen häufig Probleme mit Endoparasiten (innere Parasiten). Beispielsweise Pantherchamäleons (lat. Furcifer pardalis) oder Jemenchamäleons (lat. Chamaeleo calyptratus) werden gerne in menschlicher Obhut gehalten. Die meisten dieser Parasiten stellen in freier Wildbahn selten Probleme für die Chamäleons dar. Unter den „künstlichen“ Haltungsbedingungen im Terrarium wird das „Zusammenleben“ zwischen Wirt und Parasit allerdings häufig gestört und kann zum Problem werden. Das gilt insbesondere für Tiere, die aus großen Nachzuchten kommen oder wenn Wildfänge eingesammelt werden. Einige dieser Endoparasiten können einen erheblichen Einfluss auf die Gesundheit der Chamäleons haben!

Mittels einer Kotuntersuchung bei Chamäleons lassen sich diese Parasiten nachweisen. Warum und wie regelmäßig eine Kotuntersuchung nötig ist, um einen möglichen Parasitenbefall nicht zu verpassen, versuchen wir in diesem Artikel zu erläutern.

Die wichtigsten Endoparasiten der Chamäleons:

  1. Protozoen (Einzeller)

Kokzidien (Eimeria spp., Isospora spp. & Choleoeimeria spp.)

Kryptosporidien (Cryptosporidium saurophilum)

Flagellaten; sog. „Geißeltierchen“ (Leptomonas chamaeleonis)

Ziliaten; sog. „Wimperntierchen“ (Nyctoterus spp. und Balantidium spp.), „apathogen“

  1. Nematoden (Rundwürmer):

Rhabdiasidae; Lungenwürmer (Entomelas spp.)

Ascaridida ssp. (Ascaris aplanata, Hexametra hexametra, Hexametra angusticaecoides, Orneoascaris chrysanthemoides)

Oxyuridae; „Pfriemenschwänze“ Pharyngodon dimorpha, Thelandros meridionalis & Parapharyngodon kenyaensis

Haarwürmer und andere Nematoden: Capillaria spp. und Heterakis spp.

  1. Infektionen mit Protozoen (Einzellern) bei Chamäleons:

Protozoen sind kleine, einzellige Parasiten, die den Magen-Darm-Trakt von Chamäleons infizieren können und zu mehr oder minder schweren Symptomen und Krankheitsverläufen führen können. Nicht wenige von ihnen sind lästige Begleiter, die man sehr schwer wieder loswird (insbesondere Kokzidien & Kryptosporiden). Um einen Überblick über die wichtigsten Protozoen der Chamäleons zu schaffen und zu erklären, wieso eine regelmäßige Kotuntersuchung nötig ist, fassen wir diese kurz zusammen. Man kennt vor allem neben den Kokzidien, die Kryptosporidien, die Flagellaten und die Ziliaten, von denen letztere keine krankmachende (pathogene) Wirkung auf die Chamäleons haben. Doch dazu später mehr.

1.1.Infektionen mit Kokzidien bei Chamäleons:

Von den einzelligen Parasiten sind die Kokzidien bei Chamäleons in der Praxis am bedeutsamsten. Man unterscheidet zwischen den Gattungen Eimeria spp., Isospora spp. und Choleoeimeria spp., die man in einer Kotuntersuchung anhand ihrer Eier (Oozysten) unterscheiden kann.

Ansteckung mit Kokzidien bei Chämäleons:

Insbesondere in großen Gruppenhaltungen sind die Kokzidien als Krankheitserreger sehr gefürchtet. Die Eier (Oozysten) der Kokzidien werden von bereits infizierten Tieren über den Kot ausgeschieden. Deshalb kann man sie auch in einer Kotuntersuchung finden. Nach der Ausscheidung in die Umwelt sporulieren die Oozysten unter Sauerstoffeinfluss nach einiger Zeit (Sporulation = Reifung), sodass sie in der Lage sind andere Tiere zu infizieren. Ohne die Sporulation in der Umwelt sind die Oozysten noch nicht infektiös.

Andere Tiere im Bestand nehmen die sporulierten Oozysten (infektiös) über das Maul aus ihrer kontaminierten Umwelt auf. Die Oozysten der Kokzidien sind sehr resistente Dauerstadien, die lange außerhalb ihres Wirtes überleben können. Die Aufnahme der Oozysten über Futtertiere im Terrarium ist unter Chamäleons weit verbreitet. Die direkte Aufnahme über den infizierten Kot anderer Tiere ist ebenfalls möglich. Als mögliche Überträger einer Kokzidieninfektion bei Chamäleons gelten auch Milben, die bei Echsen relativ häufig vorkommende Ektoparasiten (Außenparasiten) darstellen.

Symptome von Kokzidien bei Chamäleons:

Sobald die Kokzidien über das Maul (z.B. kontaminiertes Trinkwasser) in den Verdauungstrakt der Chamäleons gelangen, werden die in den Oozyten enthaltenen Sporozoiten (Einzelparasiten) durch Verdauungsenzyme freigesetzt. Sie besiedeln daraufhin die Darmzellen, in denen sie sich weiterentwickeln und als männliche und weibliche Stadien vermehren können. Durch die Bildung einer neuen Hülle werden erneut Oozysten gebildet, die über den Kot ausgeschieden werden.

Bei erwachsenen Chamäleons kann eine Infektion mit Kokzidien über lange Zeit ohne jegliche Symptome verlaufen und nicht auffallen. Die Kokzidien befallen die Darmschleimhaut und/oder, je nach Art, auch die Gallengänge, sowie manchmal auch die Nieren der Tiere. Da adulte Chamäleons in der Regel eine belastbare Immunität gegen Kokzidien entwickeln und nicht erkranken bleibt der Befall mit Kokzidien häufig unbemerkt. Jungtiere dagegen können sich schon direkt nach dem Schlupf aus dem Ei aus der Umwelt infizieren und sind auf Grund ihres noch schwachen Immunsystems anfälliger für schwere Symptome.

Unter bestimmten Bedingungen (Stress, Haltungsfehler, andere Erkrankungen, Paarung, Ortswechsel etc.) ist das Immunsystem der Tiere weniger gut belastbar, sodass die Kokzidien sich rasant vermehren können. Symptome, die in diesem Fall auftreten können, sind:

  • Veränderter Kot, später schleimiger Durchfall (schwere Darmentzündungen)
  • Appetitlosigkeit, später Nahrungsverweigerung
  • Gestörtes Allgemeinbefinden
  • Abmagerung und Dehydratation

Der Befall der Darmschleimhaut kann zu einer sogenannten hämorrhagischen Gastroenteritis (blutige Darmschleimhautentzündung) führen. Auf die parasitäre Besiedelung können sich zusätzlich Bakterien (sog. „Koinfektion“) setzen, die den Verlauf und die Symptome in der Regel erschweren.

Wenn die Leber und die Gallengänge (v.a. bei Choleoeimeria spp.) befallen sind, kann es zu einer Gelbsucht (Ikterus) kommen, bei der sich unter anderem der Kot hell verfärbt und auch der Harn eine Verfärbung (z.B. grün oder braun) annehmen kann. Auch die Schleimhäute (an den Augen und um das Maul) können sich gelblich, zumindest deutlich gelblicher, als die Schleimhäute normal gefärbt sind, verfärben.

Diagnose von Kokzidien bei Chamäleons:

Obwohl viele Verläufe unbemerkt verlaufen, sollte man Kokzidien bei Chamäleons jedoch nicht vernachlässigen. Die oben erwähnten Bedingungen, die eine Erkrankung an Kokzidien begünstigen sind häufig nicht zu verhindern, sodass man mittels regemäßigen Kotuntersuchungen eine Infektion ausschließen sollte.
Die Diagnose von Kokzidien bei Chamäleons passiert mittels Flotationsmethode von der Kotprobe von Chamäleons. Bei verstorbenen Tieren kann post mortem (nach dem Tod) ein Darmabstrich genommen und unter dem Mikroskop untersucht werden. In beiden Fällen kann man die Oozysten der Kokzidien im Kot nachweisen.

Therapie gegen Kokzidien bei Chamäleons:

Beim Auftreten von Symptomen sollte eine medikamentöse Behandlung gegen Kokzidien durch den Tierarzt erfolgen. Vor allem wird der Wirkstoff Toltrazuril verwendet. Unter Umständen sollte weiterhin symptomatisch gegen den Durchfall und die Dehydratation behandelt werden.

Das Aufsuchen eines/-er reptilienkundigen Tierarzt/-ärztin der/die sich mit Erkrankungen bei Chamäleons auskennt, ist hierbei unabdingbar. Wie man seinen reptilienkundigen Tierarzt des Vertrauens findet, haben wir in einem Artikel zusammengefasst, ihr findet ihn im Ratgeber.

Unterstützende Maßnahmen für zu Hause sind vor allem das Optimieren der Haltungsbedingungen, wobei die Minimierung weiterer Stressfaktoren enorm wichtig ist.

  • Temperatur am Aufwärmplatz um bis zu 5°C erhöhen (zusätzliche Wärmelampe, Heizmatten am Boden, nicht über 40° C), wichtig ist nicht den gesamten Boden des Terrariums aufzuheizen.
  • Flüssigkeitszufuhr gewährleisten (Sprühen, Baden, Infusion beim Tierarzt/-ärztin)
  • Quarantäne auf Küchenpapier, täglich wechseln, Kot regelmäßig entfernen
  • Desinfektion (https://exomed.de/home/Information?id=80), wirksame Desinfektionsmittel gegen Kokzidien auf
    Kresolbasis, nur unter Anweisung vom Tierarzt anwenden (gesundheitsschädlich)! Hitze (< 70°C) für ca. 10 Minuten.

Prophylaxe gegen Kokzidien bei Chamäleons:

Um zu verhindern, dass die Kokzidien unter den Tieren im Terrarium ausbreiten, sollten einige wichtige Punkte beachtet werden:

  • Regelmäßige Kotuntersuchung (mind. 1x im Jahr), bei Neuzugängen zusätzlich
  • Neuzugänge drei Monate in Quarantäne
  • Regelmäßiges Entsorgen von Kot
  • Milbenbekämpfung (Überträger)
  • Besatzdichte nicht zu hoch (Chamäleons sind Einzelgänger!)
  • Artgerechte Haltung und Ernährung

1.2. Infektion mit Kryptosporidien bei Chamäleons:

Bei Chamäleons in menschlicher Obhut wird vor allem C. saurophilum nachgewiesen. Wie die Kokzidien bilden die auch die Kryptosporidien im Darm der Chamäleons ihre Eier (Oozysten), die über den Kot ausgeschieden werden. Über die Sporulation (= Reifung) in der Umwelt entwickeln sich jeweils 4 Sporozoiten (Einzelparasiten) in den Eizellen.

Ansteckung mit Kryptosporidien bei Chamäleons:

Während in dem Entwicklungszyklus der Kryptosporidien Unterschiede zu den Kokzidien bestehen, unterscheiden die beiden Parasiten-Arten sich nicht in ihren Infektionswegen. Über den direkten Kontakt zu infiziertem Kot oder zur kontaminierten Umwelt können die Chamäleons die sporulierten und infektiösen Oozysten über das Maul aufnehmen. Eine Ansteckung über Futtertiere soll hier im Gegensatz zu den Kokzidien keine Rolle spielen.

Symptome einer Kryptosporidien-Infektion bei Chamäleons:

Auch die Kryptosporidien entwickeln sich in den Darmzellen (Enterozyten) in einer Vakuole. Die klinisch manifeste Erkrankung an Kryptosporidien wird als Darmkryptosporidiose, die bei Echsen eher selten vorkommt. Die gastrische Kryptosporidiose (Befall im Magen) ist zwar eher bei Schlangen beschrieben, kann aber auch bei Chamäleons vorkommen. Je nachdem, welche Region im Verdauungstrakt betroffen ist, können die Symptome variieren:

Magen (C. serpentis)

  • Äußere Schwellung der Magenregion (v.a. bei Schlangen sichtbar)
  • Gewichtsverlust
  • Postprandriale Regurgitation (Aufstoßen nach dem Essen)?

Darm: (C. saurophilum)

  • Abmagerung (bis 50 % der Körpermasse), Nahrungsverweigerung
  • Lethargie
  • Durchfall schleimig und faulig riechend
  • Todesfälle möglich

Im Gegensatz zu den Kokzidien entwickeln die Chamäleons keine ausreichende Immunität gegen die Kryptosporidien, was zu einem stetigen Anstieg der Infektionen im Gehege/Terrarium untereinander führen kann. Bei einem gut ausgebauten Immunsystem treten jedoch in der Regel auch keine Symptome auf. Trotzdem gelten hier die symptomlosen Tiere als Dauerausscheider der Oozysten, die ihr Leben lang andere Tiere mit Kryptosporidien anstecken können.
Während also viele Infektionen unbemerkt verlaufen, können unter hoher Stressbelastung oder bei anderen Erkrankungen seuchenartige Verläufe im Bestand und nicht selten Todesfälle auftreten.

Diagnose von Kryptosporidien bei Chamäleons:

Die Untersuchung einer Kotprobe ist auch zur Diagnose von Kryptosporidien notwendig. Die kleinen Parasiten lassen sich im Labor mit verschiedenen Färbemethoden (Karbolfuchsin nach Heine, Ziehl-Niesson) unter dem Mikroskop nachweisen. Andere Methoden sind das IFAT-Verfahren unter fluoreszierendem Licht, ein ELISA Antikörper-Test oder die PCR-Untersuchung. In der Praxis wird der Nachweis vor allem über die Kombination von Färbung und IFAT durchgeführt.

Therapie und Bekämpfung von Kryptosporidien bei Chamäleons:

Gegen Kryptosporidien gibt es leider aktuell keine erfolgreiche medikamentöse Therapie. Hier kann man bei einem/-er reptilienkundingen Tierarzt/-ärztin eine symptomatische Therapie (z.B. Infusion zur Flüssigkeitssubstitution) probieren und auch im Terrarium die Temperatur des Aufwärmplatzes um bis zu 5°C erhöhen.
Die Bekämpfung der Kryptosporidien gestaltet sich leider noch schwieriger als bei den Kokzidien. Die Kryptosporidien bilden sogenannte Sporen (Dauerstadien) in der Umwelt aus, die sehr lange überleben können.

Einige Punkte sind hierbei wichtig zu beachten:

  • Quarantäne: Einweghandschuhe, separate Materialien, Versorgungsreihenfolge (erst gesunde, dann kranke Tiere versorgen), Händedesinfektion („Sterilium“)
  • Desinfektion: thermisch über einen Dampfstrahler, Gegenstände erneuern oder thermisch desinfizieren (z.B. Backofen)
  • Restliche Punkte s.o. bei den Kokzidien

1.3. Infektionen mit Flagellaten bei Chamäleons:

Flagellaten gehören ebenfalls zur Gruppe der Protozoen (Einzeller) und werden weltweit im Kot von Reptilien nachgewiesen. Vor allem die Gattung Leptomonas chamaeleonis wird bei Chamäleons regelmäßig nachgewiesen.

Symptome von Flagellaten bei Chamäleons:

Da auch in Futtertieren Leptomonaschamaeleonis nachgewiesen werden, besteht die Möglichkeit, dass sich die Tiere auf diesem Weg mit Flagellaten infizieren können. Die genauen Infektionswege sind jedoch noch nicht abschließend geklärt.

Auch diese Einzeller besiedeln den Darm und die Nieren der Chamäleons. Sie können je nach Befalls Intensität und Allgemeinzustand des Chamäleons erhebliche Beschwerden im Darmtrakt hervorrufen. Bei reduzierter Abwehrkraft (falsche Haltung, Stress etc.) können sich die Parasiten ohne Hemmung rasant vermehren.

Symptome einer Infektion mit Flagellaten bei Chamäleons können zu stinkendem Durchfall, Inappetenz, Verdauungsstörungen, Abmagerung und Entzündungen hervorrufen. Bei möglichen Darmwanddurchbrüchen durch Geschwüre können die Infektionen tödlich enden. Da die Flagellaten auch in die Blutbahn gelangen und somit auch in andere Organe abgeschwemmt werden können, sollte man sie bei einem Nachweis dringend therapieren.

Nachweis und Therapie von Flagellaten bei Chamäleons:

Die Einzeller können in einer routinemäßigen Kotuntersuchung in einem Nativpräparat (frischer Kot unter dem Mikroskop) nachgewiesen werden, sowie über Färbemethoden (Trichromfärbung) angefärbt werden. Die Bewegung der sogenannten „Geißeltierchen“ (Flagellum = lat. Die Geißel) lässt sich in frischem Kot am besten nachvollziehen und ist charakteristisch für die Parasiten.

Die Behandlung gegen Flagellaten wird mit dem Wirkstoff Metronidazol (z.B. „Flagyl“) durchgeführt. Andere Begleiterkrankungen, die die Infektion eventuell verursacht haben, sollten ebenfalls behandelt werden.

Weiterhin gelten dieselben Quarantäne und Hygiene-Regeln, die bei den Kokzidien und Kryptosporidien schon erwähnt wurden (s.o.).

1.4. Infektionen mit Ziliaten bei Chamäleons:

Ebenfalls erwähnenswert sind die Ziliaten („Wimperntierchen“) nur als Begleitparasiten, die vor allem im Darm von Schaben und anderen Futtertieren gefunden werden. Ihre Rolle als Krankheitserreger ist untergeordnet. Bei Reptilien im Kot zu finden sind vor allem Nyctotherus spop. und Balanthidium spp.
Sie werden ebenfalls in einer Kotuntersuchung nachgewiesen, sind allerdings in den seltensten Fällen behandlungswürdig.

  1. Wurminfektionen bei Chamäleons:

Von allen Wurminfektionen spielen bei Chamäleons vorrangig Rundwürmer (Nematoden) eine übergeordnete Rolle. Sie können je nach Art unterschiedlich lang (bis 30 cm) werden und haben zumeist eine runde und spindelförmige Körperform. Vor allem in Wildfängen werden die Rundwürmer häufig nachgewiesen. Auf die Pentastomiden (Zungenwürmer; Pentastomidae), Trematoden (Saugwürmer) und Zestoden (Bandwürmer) gehen wir nicht weiter ein, da diese Infektionen äußerst selten vorkommen (insbesondere bei Wildfängen).
adulte Ascariden (Spulwürmer)

2.1. Infektionen mit Rhabdiasidae (Lungenwürmern) bei Chamäleons:

Lungenwürmer sind bei Reptilien weltweit verbreitet. Bei Chamäleons kennt man vor allem die Gattung Entomelas spp. Sie können wie die Magen-Darm-Parasiten auf Grund ihres Entwicklungszyklus ebenfalls über eine Kotprobe von Chamäleons nachgewiesen werden.

Ansteckung mit Lungenwürmern bei Chamäleons:

Adulte Lungenwürmer sind sogenannte Hermaphroditen (Besitzen beide Geschlechtsorgane) und können sich somit selbst befruchten. Ihre Eier werden an die Lunge abgegeben, von der aus sie über das Flimmerepithel in den Atemwegen in den Rachenraum gelangen. Die Eier werden geschluckt und kommen somit in den Verdauungstrakt, über den sie mit dem Kot in die Umwelt ausgeschieden werden. In der Umwelt entwickeln sich die Larven über Häutungen zu ihrer infektiösen Form, die von anderen Tieren über das Maul (z.B. infektiöses Trinkwasser) wiederum aufgenommen werden können.

Über den Darmtrakt gelangen die Larven in die Blutbahn und werden in die Lunge transportiert, wo sie wiederum zu erwachsenen Würmern heranreifen. Sie ernähren sich von Blut und Zelltrümmern im Gewebe.

Symptome von Lungenwürmern bei Chamäleons:

Da die adulten Würmer bis zu 22mm groß werden, können sie eine erhebliche Schädigung des Gewebes mit sich bringen. Die häufigsten Symptome sind Atemwegsbeschwerden (Atemnot, Pfeifen etc.), Schleimbildung um das Maul, Abmagerung und ein reduziertes Allgemeinbefinden. Auf Grund von Lungenentzündungen (Pneumonien), an denen sekundäre Bakterien beteiligt sind, kann eine Infektion ohne Behandlung tödlich verlaufen.

Nachweis und Therapie von Lungenwürmern bei Chamäleons:

Der Nachweis der Parasiten kann auf zwei Wegen erfolgen:

Man kann erstens beim reptilienkundigen Tierarzt eine Lungen-, oder Luftröhrenspülprobe durchführen und auf die adulten Würmer und die Larven untersuchen lassen. Bei hochgradigen Infektionen kann man die Würmer oft schon im Speichel finden. Allerdings lohnt sich ebenfalls die Untersuchung einer Kotprobe der Chamäleons auf die Larven, die über den Kot ausgeschieden werden. Artgenossen im selben Terrarium sollten ebenfalls auf Lungenwürmer untersucht werden.

Die Therapie gegen Lungenwürmer bei Chamäleons wird mit dem Wirkstoff Levamisol („Citarin-L“) oder Fenbendazol („Panacur“) durchgeführt. Die Atemwegsbeschwerden sollten ebenfalls von einem reptilienkundigen Tierarzt behandelt werden.

Für Chamäleons mit Lungenwürmern gelten dieselben Quarantäne- und Hygieneregeln, wie bei der Bekämpfung mit Protozoen bereits beschrieben wurde (s.o.).

2.2. Infektionen mit Spulwürmern (Askariden) bei Chamäleons:

Spulwürmer bei Chamäleons sind sehr wirtsspezifisch, was bedeutet, dass sie sich auf sie „spezialisiert“ haben und nicht andere Tiere befallen. Die bis 17cm langen Würmer leben im Magen und Dünndarm der Chamäleons. Bekannt sind die Spezies Ascaris aplanata, Hexametra hexametra, Hexametra angusticaecoides, Orneoascaris chrysanthemoides.

Ansteckung mit Spulwürmern bei Chamäleons:

Die adulten Würmer leben wie schon erwähnt im Verdauungstrakt der Chamäleons und vermehren sich auch dort. Sie heften sich mit ihren Lippen an der Mundöffnung an der Schleimhaut des Verdauungstraktes fest. Die adulten Askaridenweibchen produzieren Eier, die über den Kot in die Umwelt ausgeschieden werden. Eigentlich brauchen Eier von Askariden einen Zwischenwirt (Wirt, in dem ein Teil der Entwicklung stattfindet, aber keine Vermehrung, z.B. Insekten), um ihren Entwicklungszyklus vollständig zu durchlaufen (indirekte Entwicklung). Bei manchem Askaridenarten der Chamäleons findet jedoch häufig eine direkte Entwicklung statt, weswegen die Eier in der Umwelt direkt wieder infektiös für andere Chamäleons sind, sobald sich eine Larve darin genügend gehäutet hat. Sie werden über das Maul vom Boden oder über kontaminiertes Futter bzw. Trinkwasser aufgenommen. Eine Aufnahme von infizierten Zwischenwirten (Insekten) ist dennoch nicht auszuschließen.

Symptome einer Spulwurminfektion bei Chamäleons:

Die Spulwürmer verursachen bei geringem Befall in der Regel keine Symptome, sodass eine Infektion in diesem Fall meist unbemerkt verläuft. Unter Stressbedingungen (falsche Haltung, andere Erkrankungen, Nährstoffentzug) werden allerdings verschiedene Symptome beobachtet:

  • Gewichtsverlust, bzw. Wachstumsverzögerung bei Jungtieren
  • Vomitus (Erbrechen)
  • Stenose (Verlegung) oder Ruptur vom Darm
  • Stenose von Blutgefäßen kann zu Ödemen (Wasseransammlungen im Gewebe) führen
  • Nekrotisierende, ulzerierende Gastro-Enteritiden (entzündliche Geschwüre der Magen-Darm-Schleimhaut)
  • Obstruktionen (Verstopfungen) von Magen-Darm-Trakt, sowie Gallen-& Pankreasgänge
  • Respiratorische Symptome in der Lunge oder Luftröhre

Nachweis und Therapie von Spulwürmern bei Chamäleons:

Die Eier der Spulwürmer von Chamäleons lassen sich in einer Kotuntersuchung über das Flotationsverfahren oder über Nativausstriche (frischer Kot) identifizieren. Die adulten Würmer kann man unter Umständen sogar im Kot der Tiere oder bei schwerem Befall in dem Sekret aus der Maulhöhle sehen.

Die Therapie sollte bei einem/-er reptilienkundigen Tierarzt/-ärztin erfolgen. Das am häufigsten verwendete Mittel gegen Askariden ist der Wirkstoff Fenbendazol.

2.3. Infektionen mit Oxyuriden („Pfriemenschwänzen“) bei Chamäleons:

Pfriemenschwänze sind bei Reptilien allgemein häufig nachgewiesene Darmparasiten. Die Würmer werden in etwa 1-10mm lang und ernähren sich von im Darm vorkommenden Bakterien (sog. Darmsymbionten). In der Wildbahn gelten Oxyuriden bei Reptilien als Kommensalen, die bei gesunden Tieren selten Schäden anrichten.

Ansteckung mit Oxyuriden bei Chamäleons:

Oxyuriden durchlaufen einen direkten Entwicklungszyklus ohne Zwischenwirte (homoxener Zyklus). Im Dickdarm leben die adulten Würmer, die Eier produzieren, die über den Kot ausgeschieden werden. Die infektiösen Eier werden oral-alimentär (über kontaminiertes Futter/ Trinkwasser) aufgenommen. Die Larven in den Eiern schlüpfen in den vorderen Darmabschnitten und entwickeln sich darin bis zum adulten Stadium weiter.

Symptome einer Oxyuriden-Infektion bei Chamäleons:

Eine Infektion mit Pfriemenschwänzen wird nur dann auffällig, wenn es zu einem Massenbefall des Darmes kommt. Dann können Wurmzahlen von bis zu 60.000 Würmern pro Tier auftreten. So eine große Wurmbelastung kann von einer Verstopfung bis zu einer Obstruktion (Verlegung) des Darmes führen. Da Chamäleons kein Zwerchfell (Diaphragma) haben, kann ein vergrößerter Darm, der mitunter mit Gas gefüllt ist, auch die Lunge im Brustkorb komprimieren und es kann zu Atembeschwerden kommen. Andere Komplikationen als Folge einer Infektion mit Oxyuriden können Vorfälle (Prolaps) vom Hemipenis oder der Kloake sein.
Weitere Symptome sind weicher Kot, Durchfall oder geringe Gewichtszunahmen bei Jungtieren, sowie Nahrungsverweigerung und Abmagerung. Oft kann man die kleinen Würmer bereits mit bloßem Auge im Kot der Chamäleons erkennen.

Die meisten Probleme treten zumeist vor der Winterruhe (Hibernation) auf. Die Chamäleons sind in der Zeit nicht in der Lage anfallende Stoffwechselprodukte der Würmer abzubauen, was zu Vergiftungen führen kann. Daher sollte routinemäßig eine Kotuntersuchung vor deren Beginn durchgeführt und im positiven Fall behandelt werden.

Diagnose und Therapie von Oxyuriden bei Chamäleons:

In einer Kotuntersuchung lassen sich die charakteristischen Eier der Oxyuriden sowohl im Nativpräparat (frischer Kot), als auch mittels Flotationsmethode unter dem Mikroskop nachweisen.
Die Therapie beim reptilienkundigen Tierarzt/-ärztin findet mit dem Wirkstoff Fenbendazol statt. Bei starken Nährstoffmangelerscheinungen kann man die Nährstoffe supplementieren, um die Verdauung des Chamäleons zu unterstützen.

Für die Bekämpfung von Oxyuriden gelten dieselben Quarantäne -& Hygienemaßnahmen, die bereits oben beschrieben wurden.

2.4. Infektionen mit Heterakis spp. und Capillaria spp. bei Chamäleons:

Um die möglichen Auswirkungen einer Infektion mit diesen beiden Nematoden nicht außer Acht zu lassen, wollen wir sie ebenfalls kurz erwähnen:

Bei Wildfängen können beide Spezies nachgewiesen werden, sind allerdings selten von klinischer Bedeutung. In der Regel hat sich zwischen den Parasiten und ihren Wirten ein Gleichgewicht eingestellt, mit dem beide leben können.

Wenn Wildfänge in menschliche Obhut gelangen, können die anderen Haltungsbedingungen dieses Gleichgewicht stören, sodass es zu einer zu starken Vermehrung der Parasiten kommt. Das gilt nicht nur für Heterakiden und Capillaria, sondern auch für die anderen bereits erwähnten Parasiten. In Kotuntersuchungen von Wildfängen treten die beiden Spezies gelegentlich auf.

Wenn Symptome auftreten, dann sind es meist zu Inappetenz, Durchfall und einer Darmentzündung (Enteritis). Mittels Kotuntersuchung lassen sich die Eier der Nematoden über die Flotationsmethode nachweisen. Generell sollte aber JEDE Parasitose ausnahmslos unter menschlicher Obhut veterinärmedizinisch behandelt werden.

Endoparasiten bei Chamäleons vorbeugen:

  1. Regelmäßige Kotuntersuchungen: mindestens 1x jährlich, am besten vor der Hibernation (wenn die Art eine durchläuft). Häufiger bei Neuzugängen (mind. 2x im Abstand von 4 Wochen)
  2. Quarantäne von Neuzugängen für mindestens 2 Monate
  3. Beachten von Hygieneregeln, Desinfektion, Kot regelmäßig entfernen
  4. Haltungsbedingungen optimieren (Temperatur, Besatzdichte im Terrarium etc.)
  5. Fütterung optimieren

Quellen:

Paper:

K. REITL, D. EBMER, A. KÜBBER-HEISS, J. WALOCHNIK, H. SATTMANN und H. PROSL „Hexametra angusticaecoides (Nematoda: Ascarididae) Infektion bei einem Pantherchamäleon (Furcifer pardalis): ein Fallbericht“ (2021), in Wiener tierärztliche Monatsschrift, pp. 63-73.

S. BIALLAS, „Zur Bedeutung von Endoparasiten bei Chamäleons (Sauria: Chamaeleonidae) aus Wildfängen und Nachzuchten“, (2013), Dissertation, Veterinärmedizinische Fakultät der Universität Leipzig.

Internet:

https://www.reptiliendoktor.com/krankheiten/kokzidien/ (22.07.21) (22.07.21)

https://www.madcham.de/de/parasiten/ (22.07.21)

https://www.reptiliendoktor.com/krankheiten/kryptosporidien/ (22.07.21)

https://www.reptiliendoktor.com/artikel/die-krankheiten-des-jemen-chamaeleons/ (25.07.21)