Endoparasiten der Lamas und Alpakas

In den letzten Jahren ist die Haltung von Neuweltkameliden in Deutschland und europaweit stetig angestiegen, seitdem vor allem Lamas und Alpakas sowohl in der Hobbyhaltung als auch der kommerziellen Haltung zunehmend an Beliebtheit gewonnen haben. Da die Tiere in verschieden großen Herden und diversen Konstellationen (z.B. mit anderen Wiederkäuern) gehalten werden, unterscheiden sich ihre Haltungs- und Nutzungsformen inzwischen voneinander. Sie werden klassisch zur Wollgewinnung gehalten oder im Tourismus, bei Trekking-Touren, in der Landschaftspflege oder zur Zucht verwendet.

Eine wichtige und häufige Problematik aller Haltungsformen liefert jedoch die Übertragung von Endoparasiten in und zwischen den Herden, sodass wir versuchen wollen einen Überblick über die wichtigsten Vertreter bei Lamas und Alpakas zu liefern und die Bedeutung ihrer Bekämpfung in der Gesundheitsvorsorge hervorzuheben.

Übersicht:

Protozoen (Einzeller):

  • Kokzidien (Eimerien) àE. punoensis, E. alpacae, E. lamae, E. macusaniensis
  • Cryptosopridium parvum, Giarden(selten)

Helminthen (Würmer)

  • Trematoden à Fasciola hepatica und Dicrocoelium dendriticum (großer und kleiner Leberegel)
  • Nematoden (Magen-Darm-Strongyliden à Haemonchus ssp., Cooperia spp., Trichostrongylus ssp., Ostertagia ssp., Oesophagostogmum ssp., Nematodirus ssp., Capillaria ssp.)
  • Peitschenwürmer à Trichuris ssp.
  • Lungenwürmer à Dictiocaulus viviparus und D. filaria
  • Zestoden: Moniezia spp.

Protozoen-Infektionen bei Lamas und Alpakas

Die mit Abstand am häufigsten nachgewiesenen einzelligen Parasiten der Lamas und Alpakas sind die Eimerien, deren wichtigste Vertreter E. punoensis, E. alpacae, E. lamae, E. macusaniensis verkörpern. Seltener werden Giardien (G. duodenalis, G. intestinalis) oder Kryptosporidien (C. parvum) nachgewiesen. Da es sich bei den Eimerien um streng wirtsspezifische Parasiten handelt (Ansteckung und Entwicklung sind nur in bestimmten Wirten möglich), findet lediglich eine Ansteckung der Tiere untereinander statt. Eine Ausnahme kann die Eimerien-Spezies E. camelis darstellen, die ebenfalls von Dromedaren und Kamelen (Altweltkameliden) auf die Neuweltkameliden übertragen werden kann.

Im Allgemeinen beginnt die Ansteckung mit der Aufnahme von infektiösen Oozysten (Eier) aus der Umwelt über das Maul. Diese können direkt aus Kotresten infektiöser Tiere stammen oder mit ihrer klebrigen Schale am Stall, der Einrichtung oder am Futter/ Wasser stammen. Mit dem Verschlucken der Eier und der Ansiedlung im Darmtrakt durchlaufen die Eier mehrere Phasen der Vermehrung und siedeln sich in den Zellen der Darmschleimhaut an. Über den Kot der frisch infizierten Tiere werden die neuen Oozysten in die Umwelt ausgeschieden, in der sie eine weitere Phase der Entwicklung (exogene Entwicklung) durchlaufen müssen, bevor sie erneut ansteckend werden. Hierfür sind besonders feuchte und warme Umweltbedingungen von Vorteil, allerdings sind die Oozysten so robust gegenüber Umwelteinflüssen, dass sie lediglich gegen Trockenheit empfindlich und somit schwer abzutöten sind. Letztendlich verläuft der Lebenszyklus der Protozoen also direkt über fäkal-oralen Weg und ohne Zwischenwirte.

Die Kokzidiose (Erkrankung an Kokzidien) gehört zu den multifaktoriell bedingten Erkrankungen. Dies bedeutet, dass sie vorrangig in überbelegten (zu vollen) Ställen, unter unzureichenden Hygienebedingungen und zusammen mit anderen bakteriellen und viralen Erkrankungen angetroffen wird. Faktoren wie Stress in der Herde, Transporte und sogar das Scheren der Wolle scheinen einen Effekt auf das Auftreten von Kokzidien zu haben. Daher sind bei Kokzidien das Herden-Management und auch die Hygiene-Regeln von bedeutender Rolle.

Symptome einer Protozoen-Infektion bei Lamas und Alpakas

Durch die Ansiedlung der einzelligen Parasiten in den Zellen der Darmschleimhaut vom Dünndarm (Enterozyten) kann eine Entzündung des Darmes und in schwerwiegenden Fällen Durchfall auftreten. Diese Symptome treten vorrangig bei Jungtieren auf, da ältere Tiere im Laufe des Lebens bereits eine Immunität ausprägen können oder betrifft kranke und geschwächte Tiere innerhalb der Herde.

Während die Infektion mit Protozoen bei den meisten adulten Tiergruppen tatsächlich ohne Symptome abläuft, können bei Jungtieren und geschwächten Tieren (Alter, Krankheit, Stress) weitere schwerwiegende Symptome wie Abmagerung, Schwäche bis hin zu blutigem Durchfall und plötzlichen Todesfällen auftreten. Problematisch ist ebenfalls, dass die latent infizierten (symptomlose) Tiere unbemerkt Oozysten in die Umwelt ausscheiden, sodass sich die Infektion schnell im Bestand ausbreiten kann.

Auch eine Infektion mit Kryptosporidien bei Lamas und Alpakas kann bei Jungtieren zu Durchfall führen, wird aber weitaus seltener in Routine-Kotuntersuchungen nachgewiesen.

Diagnose von Protozoen-Infektionen bei Lamas und Alpakas

Die Oozysten von Eimerien lassen sich im Labor (z.B. exomed) mit wiederholten Kotuntersuchungen nachweisen. Allein ihretwegen sollten regelmäßige Kotuntersuchungen in der Herde durchgeführt werden (doch dazu später mehr). Die Eimerien-Eier lassen sich bereits in Nativ-Präparaten nachweisen. Problematisch ist allerdings, dass beim Auftreten von Symptomen nicht zwangsweise schon Eier mit dem Kot ausgeschieden werden müssen. Da sie danach auch nicht permanent ausgeschieden werden müssen, sollte eine Sammelkotprobe von 3 aufeinanderfolgenden Tagen verschickt werden. Das erhöht die Wahrscheinlichkeit eine Infektion nachzuweisen Auch bei Verdacht auf Kryptosporidien ist eine Kotuntersuchung anzuraten. Zwar werden sie im Vergleich zu Eimerien seltener nachgewiesen, allerdings wird C. parvum ein zoonotisches Potential (Fähigkeit auch Menschen zu infizieren) zugeschrieben. Für den Nachweis der Kryptosporidien gibt es je nach Tierart verschiedene Methoden, die unterschiedlich zuverlässig sind. Bei Lamas und Alpakas wird vorrangig die Immunfluoreszenz und der die Karbolfuchsin (Heine-Färbung) angewandt.

Therapie gegen Protozoen bei Lamas und Alpakas

Die medikamentöse Behandlung bei nachgewiesener Infektion erfolgt mit Präparaten, die für andere Tierarten zugelassen und für Lamas und Alpakas umgewidmet werden müssen. Die Wirkstoffe Fenbendazol für Giardien sowie Toltrazuril und Sulfonamid-Antibiotika gegen Eimerien finden am häufigsten Anwendung, allerdings existieren noch wenig fundierten Daten zu ihrer Wirksamkeit bei Lamas und Alpakas, da die Wirkstoffe wie bereits erwähnt von anderen Tierarten umgewidmet werden müssen und nicht speziell für Lamas und Alpakas zugelassen wurden.

Mindestens genau so wichtig wie die medikamentöse Therapie sind strikte Hygiene-Maßnahmen in der Herde. Zur gründlichen Reinigung und Desinfektion von Ställen und Einrichtung zum Senken der Endoparasiten-Belastung in der Herde fassen wir am Ende dieses Artikels das Wichtigste zusammen.

Wurminfektionen bei Lamas und Alpakas

Die Infektionen mit verschiedenen Helminthen spielt auch bei Neuweltkameliden eine bedeutende Rolle und sollten nicht unterschätzt werden. Allgemein werden sowohl Infektionen mit Saugwürmern (Trematoden), Rundwürmern (Nematoden) und Bandwürmern (Zestoden) nachgewiesen, die sich vor allem in ihren Entwicklungszyklen und ihren Bekämpfungsmethoden allesamt unterscheiden, sodass man bei jeder Wurminfektion andere Punkte beachten sollte. Wir wollen die wichtigsten zusammenfassen.

Infektion mit Trematoden bei Lamas und Alpakas

Die häufigsten Trematoden-Infektionen bei Lamas und Alpakas sind die mit dem großen Leberegel (Fasciola heatica) und dem kleinen Leberegel (Dicocoelium dendriticum). Gerade auf den kleinen Leberegel scheinen Lamas und Alpakas besonders empfindlich zu reagieren – eine mögliche Erklärung dafür wird darin gesucht, dass die Tiere in ihrer bisherigen Entwicklung keinen oder wenig Kontakt zu den Saugwürmern gehabt zu haben scheinen und daher keine Immunität entwickeln konnten. Beide Wurminfektionen verlaufen in der Regel schleichend und mit unspezifischen Symptomen, besonders der kleine Leberegel kann aber einen erheblichen Schaden verursachen.

Ansteckung mit Leberegeln bei Lamas und Alpakas

Die Ansteckung mit dem kleinen und großen Leberegel erfolgt bei beiden Spezies über den fäkal-oralen Weg. Allerdings unterscheiden sich beide Parasiten in ihrem Entwicklungszyklus.

Dabei kann der kleine Leberegel (Dicoceolium dendriticum) schonmal nicht direkt von Kameliden auf andere Kameliden übertragen werden, sondern benötigt einen Zwischenwirt für einen Teil seiner Entwicklung. Häufige Zwischenwirte für den kleinen Leberegel sind dabei vor allem Landschnecken und später Ameisen, die letztendlich infektiöse Larven der kleinen Leberegel enthalten und beim Grasen von den Neuweltkameliden zufällig mit aufgenommen werden. Dabei können die Larven sogar in das Gehirn der Ameise wandern und diese dazu zwingen, sich zu ungewöhnlichen Tageszeiten an der Spitze von Pflanzen und Grashalmen festzubeißen, wodurch sie eher gefressen werden. Diese Strategie der kleinen Leberegel erhöht die Chance, vom Endwirt (Wiederkäuer und Neuweltkameliden) über die Nahrung aufgenommen zu werden. Die Endwirte wiederum scheiden über den Kot erneut Larvenstadien aus, die von Landschnecken aufgenommen werden, die letztendlich Larvenstadien hervorbringen, die die Ameisen infizieren können.

Der Entwicklungszyklus des großen Leberegels unterscheidet sich vor allem in den darin vorkommenden Zwischenwirten. Er ist an das Vorhandensein der sogenannten Zwergschlammschnecke gebunden, die vor allem in sumpfigen Gebieten, überfluteten Weiden und Grabenrändern anzutreffen ist. In der Schnecke entwickelt sich das sogenannte Mirazidium zur sogenannten Zerkarie. Die Zerkarie entwickelt sich in der Schnecke zu der sogenannten Metazerkarie, die die Schnecke wieder verlässt und sich an der Unterseite von Weidepflanzen festsaugt. Nach der Aufnahme der jungen Leberegel im Rahmen der Nahrungsaufnahme der Endwirte (Lamas und Alpakas) kommen die Parasiten-Stadien im Dünndarm an, wandern von dort in die Peritoneal Höhle (Hohlraum, der die Bauchorgane beinhaltet) und von dort zur Leber. Diese Wanderung beansprucht in etwa 4-6 Tage, in denen sich die Stadien der Leberegel durch den Körper arbeiten. In der Leber legen die adulten Stadien ihre Eier in den Gallengängen ab, die nach 2-3 Monaten über die Galle und den Kot ausgeschieden werden.

Symptome von Leberegeln bei Lamas und Alpakas

Die Symptome bei einer Leberegel-Infektion kommen in der Regel schleichend und können unter Umständen über lange Zeit übersehen werden. Da besonders der kleine Leberegel (Dicrocoelium dentriticum) bei Lamas und Alpakas schwere Verläufe mit Todesfällen hervorrufen kann, gilt es besonders hier über Routine Kotproben eventuelle Infektionen frühzeitig zu erkennen.

Allgemein treten in den meisten Fällen harmlose Verläufe mit sehr milden Symptomen auf. Gerade bei den Neuweltkameliden treten im Gegensatz zu Schafen und Ziegen beim kleinen Leberegel aber auch drastische Abmagerung, Schwäche und ein herabgesetzter Allgemeinzustand auf. Die Tiere können außerdem festliegen.
Auch beim großen Leberegel (Fasziola hepatica) gibt es verschiedene Krankheitsverläufe. Die Fasciolose (Erkrankung am großen Leberegel) kann entweder chronisch oder akut verlaufen und mit unspezifischen Veränderungen der Leber einhergehen. Diese können sich durch Fressunlust, Abmagerung, Durchfall oder Verstopfungen. Auch eine verminderte Milchproduktion und ein reduziertes Allgemeinbefinden, sowie eine Blutarmut und Ödeme (Flüssigkeitsansammlungen im Körper) können hinweisend sein.

Diagnose von Leberegeln bei Lamas und Alpakas

Beide Parasiten-Spezies lassen sich in der Kotuntersuchung nachweisen. In den Eiern der Leberegel kann man unter Umständen auch eines der Larvenstadien, das Mirazidium, erkennen. Die Eier vom kleinen Leberegel sind beispielsweise charakteristisch dunkelbraun und unregelmäßig elliptisch mit einer dicken Schale. Da die Leberegel auf Grund ihrer indirekten Entwicklung nicht regelmäßig in der Kotuntersuchung nachzuweisen sind, empfehlen wir hier eine regelmäßige Eizahlzählung (quantitative Kotuntersuchung mit Eizahlbestimmung pro Gramm Kot; „Selektive Entwurmung“) in der Herde. Diese Methode erhöht die Chance eine Infektion tatsächlich zu detektieren und sie nicht zu verpassen.

Behandlung gegen Leberegel bei Lamas und Alpakas

Nach der Diagnose von Leberegeln bei Lamas und Alpakas sollte auf Grund der potentiellen und langwierigen Leberschädigungen in jedem Fall eine Behandlung erfolgen. Auch bei den Leberegeln muss auf Medikamente anderer Tierarten zurückgegriffen werden, da auch hier keine separate Zulassung für Neuweltkameliden existiert.

Der kleine Leberegel (Dicroceolium dentriticum) kann erfolgreich mit dem Wirkstoff Praziquantel behandelt werden. Dieser Wirkstoff wird bei kleinen Wiederkäuern (Schafen und Ziegen) eigentlich zur Bekämpfung von Bandwürmern eingesetzt und seine Pharmakologie wurde noch nicht speziell für Neuweltkameliden geprüft. Allerdings scheint das Praziquantel die Eiausscheidung drastisch reduzieren zu können.

Gegen den großen Leberegel haben sich die Wirkstoffe Albendazol und Triclabendazol bewährt, wobei letzterer auch gegen die jüngeren Stadien der Leberegel erfolgreich wirkt.

Neben der medikamentösen Therapie ist auf langfristige Sicht eine Eindämmung der Zwischenwirte (besonders der Schnecken) erstrebenswert. Zu der Sanierung der Weiden gehört zuerst das Einzäunen von feuchten Stellen auf der Weide im Abstand von 1-2 Metern, sodass die Infektionsrouten unterbrochen werden. Eine dauerhafte Lösung gegen feuchte Habitate ist die Trockenlegung dieser Areale oder zum Beispiel eine Bewirtschaftung der Weiden zur Futtergewinnung, um kontaminierte Weiden in Zukunft zu verhindern.

Magen-Darm-Strongyliden der Lamas und Alpakas

Die Magen-Darm-Strongyliden gehören zu den Rundwürmern (Nematoden) und sind die am häufigsten nachgewiesenen Endoparasiten der Neuweltkameliden. Die bekanntesten Vertreter sind Haemonchus ssp., Cooperia spp., Trichostrongylus ssp., Ostertagia ssp., Oesophagostogmum ssp., Nematodirus ssp. und Capillaria ssp.

Von den Rundwürmern scheinen einige Vertreter wirtsspezifisch zu sein (sie infizieren z.B. nur Neuweltkameliden), während andere auch von Schafen oder Ziegen übertragen werden können.

Infektion mit Magen-Darm-Strongyliden bei Lamas und Alpakas

Allgemein verlaufen die Entwicklungszyklen der verschiedenen MDS-Arten ähnlich: ein ausgewachsenes Weibchen legt Eier in den Darmtrakt der Lamas und Alpakas, die dann über den Kot ausgeschieden werden. Im Kot durchlaufen die Larven verschiedene Häutungen, bis sich die infektiöse Larve 3 gebildet hat. Eine Ausnahme bereitet die Larve von Nematodirus, die sich innerhalb der Eier noch zur infektiösen Larve 3 entwickelt. Durch bestimmte Reize aus der Umwelt werden die Larven animiert, aus ihren Eiern zu schlüpfen. Diese sind in der Lage andere Tiere aus der Herde zu infizieren, wenn diese sie über die fäkal-orale Route beim Grasen aufnehmen. Im Darm-Trakt der Tiere entwickeln sich die Larven wiederum über ein weiteres Larvenstadium zu adulten Würmern.

Ein wichtiges Phänomen der Magen-Darm-Strongyliden ist die sogenannte Hypobiose, bei der die Larven in der Darmwand in eine Art Schlaf-Phase fallen und erst nach einiger Zeit wieder aktiviert werden. Dies kann vor allem bei der Bekämpfung problematisch sein, denn diese hypobiotischen Stadien müssen ebenfalls erfasst werden.

Symptome von Magen-Darm-Strongyliden bei Lamas und Alpakas

Während ein milder bis moderater Befall über lange Zeit unbemerkt bleiben kann, ist es bei einem starken Befall durchaus möglich, dass klinische Symptome auftreten. Diese beruhen vorrangig auf der sich entwickelnden Entzündung der Magen-Darm-Schleimhaut durch die Larven und die adulten Würmer. Durch die Entzündung sind die Tiere nicht mehr in der Lage ihre Nährstoffe richtig aus der Nahrung aufzunehmen, während sie zusätzlich mit den Würmern darum konkurrieren müssen. Diese Vorgänge können vor allem bei Jungtieren zu Abmagerung, Wachstumsstörungen und eine veränderte Kotkonsistenz zur Folge haben. Weiterhin können schlechte Haarfaser-Qualität und Milchrückgang bei laktierenden Stuten auftreten. Durchfall und Appetitlosigkeit sind weitere sehr unspezifische Symptome, die tierärztlich abgeklärt werden müssen.

Diagnose und Therapie von Magen-Darm-Strongyliden bei Lamas und Alpakas

Die Diagnose der Magen-Darm-Strongyliden erfolgt über eine Kotuntersuchung, bei der die verschiedenen Eier unterschieden werden können. Im Kot lassen sich weiterhin die Würmer und verschiedene Larvenstadien nachweisen und unterscheiden.

Zur Behandlung gegen Magen-Darm-Strongyliden stehen mehrere Wirkstoffe zur Verfügung. Verschiedene Benzimidazole (z.B. Fenbendazol, Mebendazol) oder Probenzimidazole wie das Levamisol sowie Avermectine finden ihre Anwendung bei kleinen Wiederkäuern und Neuweltkameliden. Da die Entwurmungsmittel auch bei Schafen und Ziegen angewendet werden, bei denen Magen-Darm-Strongyliden ebenfalls ein großes Problem darstellen, haben sich gegen einige der Wirkstoffe bereits Resistenzen entwickelt. Um die Wirksamkeit der Präparate gegen die Wurmstadien in der Kotprobe zu testen können verschiedene Tests im Labor durchgeführt werden. Bei dem Eizahl-Reduktionstest wird geprüft, wie erfolgreich ein Präparat die Eier pro Gramm Kot reduziert. Weitere genauere Tests sind der Larvenschlupftest und der Larvenentwicklungstest, bei denen geprüft wird, ob die Wirkstoffe die Entwicklung der Larvenstadien eindämmen können.

Zur Bekämpfung und Prophylaxe gehören weitere Maßnahmen: Gegen die Resistenzen kann es helfen die Behandlungs-Häufigkeit zu reduzieren und wenn man behandelt auch die genauen Dosierungsvorgaben zu beachten. Der regelmäßige Wechsel der Wirkstoffgruppen ist als Strategie umstritten, kann aber die Ausprägung der Resistenzen verlangsamen. Wichtiger sind eher ein strategisches Weidemanagement, wie ein regelmäßiger Weidewechsel oder gemischte Weiden. Es sollten außerdem die Einschleppung und Ausbreitung von Nematoden verhindert werden, indem importierte und neue Tiere vor ihrer Eingliederung in die Herde in Quarantäne gehalten und auf Parasiten untersucht, sowie bei Bedarf behandelt werden.

Infektionen mit Peitschenwürmern bei Lamas und Alpakas

Bekannte Vertreter der Peitschenwürmer (Trichuren) sind Trichuris ovis und Trichuris tenius, die ebenfalls Schafe und Ziegen befallen können. Die Trichuren verdanken ihren Namen ihrem peitschenförmigen Aussehen. Sie leben im Dickdarm und Blinddarm der Lamas und Alpakas, wo adulte Weibchen Eier produzieren, die über den Kot ausgeschieden werden. Bei genügend Feuchtigkeit in der Umgebung entwickelt sich im Ei eine infektionsfähige Larve, die wiederum über das Maul von den Lamas und Alpakas aufgenommen werden kann. Im Dünndarm schlüpfen die Larven aus ihrem Ei und durchlaufen vier Häutungen im Gewebe der Schleimhaut (sog. histotrophe Phase), bis sie schlussendlich wieder als adulte Stadien Eier produzieren können.

Da die Peitschenwürmer in der Umwelt viel Feuchtigkeit und milde Temperaturen benötigen, können sie besonders gut auf Weiden mit schattigen, feuchten Tränke Plätzen oder ähnlichen Stellen überleben und gedeihen, während die Entwicklung in den Wintermonaten pausiert.

Symptome einer Peitschenwurm Infektion bei Lamas und Alpakas

Wie bei den kleinen Wiederkäuern kann eine hochgradige Infektion mit Peitschenwürmern zu einer Darmentzündung mit Abmagerung, Durchfall und Blutarmut mit Proteinmangel führen. Die Peitschenwürmer sind mit ihrem dünnen Vorderende in der Lage sich in der Darmschleimhaut zu verankern und Blut aus Kapillaren zu saugen. Die meisten Verläufe bleiben in der Regel aber symptomlos und werden in routinemäßigen Kotuntersuchungen aufgedeckt.

Diagnose und Therapie gegen Peitschenwürmer bei Lamas und Alpakas

Bei einer Kotuntersuchung lassen sich die Eier der Peitschenwürmer simpel anhand ihrer charakteristisch zitronenförmigen Form erkennen. Sie können mit einer Flotationslösung mit hoher Dichte aus einer Kotprobe extrahiert werden. Es können auch adulte Würmer in der Kotprobe oder im Rahmen einer Sektion erkannt werden.

Beim Nachweis von Peitschenwürmern kann eine Therapie mit Wirkstoffen der Benzimidazolen oder Avermectinen eingeleitet werden. Dies wurde in der Literatur beschrieben, allerdings scheinen auch hier bereits Resistenzen aufzutreten.

Infektion mit Lungenwürmern bei Lamas und Alpakas

Bei Neuweltkameliden werden wie auch bei kleinen Wiederkäuern gelegentlich Lungenwürmer nachgewiesen. Die wichtigsten Vertreter dabei sind Dictiocaulus viviparus und Dictiocaulus filaria. Die Infektion findet vorrangig in feuchten Gebieten statt, da sich dort die Larven am besten entwickeln können.

Die Larven werden über den Kot ausgeschieden, nachdem die adulten Lungenwurm-Weibchen Eier in der Lunge abgelegt haben. Aus diesen schlüpfen Larven, die werden hochgehustet, abgeschluckt und gelangen somit in den Verdauungstrakt der Neuweltkameliden. Im Kot entwickelt sich die Larve bis zum infektionsfähigen Stadium und wird über das Maul erneut von anderen Tieren aufgenommen. Die Larven durchdringen die Darmwand und gelangen somit in die Blutbahn und die Lymphgefäße, über die sie schließlich in dem Herz und der Lunge angelangen. In den Atemwegen werden wiederum Eier mit Larven abgelegt.

Die Lungenwürmer können bei ungünstigen Umweltbedingungen im Winter ebenfalls ein hypobiotisches Stadium einnehmen, sodass Infektionen eher im Sommer und Spätherbst stattfinden.

Symptome einer Infektion mit Lungenwürmern bei Lamas und Alpakas

Durch die Körperwanderung und die Ansiedelung in den Atemwegen können die Lungenwürmer besonders bei Jungtieren verschiedene Symptome einer Lungenentzündung und Bronchitis (Entzündung der Bronchien) hervorrufen. Dazu zählen unter anderem Husten, Atemnot (Dyspnoe), Nasenausfluss und manchmal Fieber. Weitere unspezifische Symptome sind Abmagerung, Appetitverlust und in dramatischen Verläufen auch Todesfälle.

Diagnose und Therapie von Lungenwürmern bei Lamas und Alpakas

Lungenwürmer können allgemein auch in einer Kotuntersuchung nachgewiesen werden. Allerdings erfordert der Nachweis ihrer Larven ein etwas aufwändigeres Verfahren als eine herkömmliche Kotuntersuchung (Sedimentation/ Flotation). Der derzeitige Goldstandart ist das Larvenauswanderungsverfahren. Ausschlaggebend ist die Tatsache, dass bei den Lungenwürmern keine Eier, sondern lebendige Larven über den Kot ausgeschieden werden. Die Larven wandern daraufhin aus dem Kot in die Umgebung aus und warten dort auf die erneute Aufnahme anderer Tiere. Die Larven können zwar unter Umständen in einer Kotprobe erwischt werden, allerdings ist diese Wahrscheinlichkeit hierbei zu gering und durch die Flotationslösung können die Larven deformiert und somit unerkennbar gemacht werden. Eine höhere Sensitivität (Trefferquote) hat in diesem Fall das Larvenauswanderungsverfahren, für das eine Sammelkotprobe von 3 Tagen eingeschickt werden sollte, damit die Larven noch leben und für den Test auswandern können.

Für den Test wird die Kotprobe in einen Streifen Verbandsmaterial gegeben und darin in einen Trichter gehängt, der mit lauwarmem Wasser gefüllt wird. Darunter wird ein Plastikschlauch angebracht, der von unten mit einer Klemme verschlossen wird. Über Nacht schwimmt die Kotprobe im lauwarmen Wasser, sodass die wasserliebenden (hydrophilen) Larven aus dem Kot auswandern und in den Plastikschlauch absinken. Am nächsten Tag kann die Klemme über eine Petrischale geöffnet werden, sodass einige Milliliter darin aufgefangen werden können. Diese werden dann unter dem Mikroskop auf die ausgewanderten Larven der Lungenwürmer untersucht.

Bei einem negativen Kotbefund und passenden klinischen Symptomen sollte allerdings nicht vollständig dem Befund vertraut werden. Grund dafür ist die stark variierende Menge an Larven, die über den Kot am Tag ausgeschieden werden. Es kann vorkommen, dass lediglich der Zeitpunkt der Probenentnahme ungünstig gefallen ist, aber trotzdem Tiere in der Herde infiziert sind. Bei unklaren Befunden empfiehlt sich also eine Nachuntersuchung nach 2-3 Wochen.
Bei einem positiven Befund sollte in jedem Fall eine Therapie dagegen erfolgen. Diese kann mit den Wirkstoffen der Avermectine, der Benzimidazole oder mit Imidazothiazole passieren.

Bandwürmer bei Lamas und Alpakas

Prominente Vertreter der Bandwürmer bei Lamas und Alpakas gehören zur Familie der Anoplocephalidae und spezieller zu den Moniezia-Arten, die vor allem Wiederkäuer befallen. Dazu gehören vor allem M. expansa und M. benedeni. Anoplocephalidae befallen pflanzenfressende Säugetiere und sind in ihrem Entwicklungszyklus an das Vorhandensein von Moosmilden als Zwischenwirte gebunden. Diese nehmen die Moniezia-Eier aus der Umwelt auf woraufhin sich in ihrer Leibeshöhle innerhalb von 1-3 Monaten das infektionsfähige Larvenstadium (sog. Cystizerkoid) entwickelt. Wenn dann die infizierte Moosmilbe bei der Futteraufnahme aus Versehen gefressen wird, infizieren sich auch Lamas und Alpakas mit den infektionsfähigen Parasiten-Stadien. Im Dünndarm entwickelt sich das Zystizerkoid wiederum weiter bis zum adulten Stadium, wobei die Weibchen erneut Eier ausscheiden, die vom Wirt über den Kot ausgeschieden werden und die Umwelt weiterhin kontaminieren.

Symptome einer Bandwurm-Infektion bei Lamas und Alpakas

Eine Infektion mit Bandwürmern kann besonders bei erwachsenen Lamas und Alpakas lange Zeit ohne Symptome und somit unbemerkt verlaufen (subklinisch). Häufige Anzeichen sind stetige Abmagerung und Durchfall, da die Bandwürmer leichte Veränderungen an der Darmschleimhaut verursachen und mit ihren Wirten um die Nährstoffe im Futter konkurrieren. Im Falle einer Sektion verstorbener Tiere können oftmals weiß-gelbe Beläge und Veränderungen in der Darmschleimhaut nachgewiesen werden. Bei Jungtieren können ebenfalls Durchfall, Abmagerung, schlechte Gewichtszunahmen und eine Blutarmut (Anämie) auf.

Nachweis und Therapie einer Bandwurm-Infektion bei Lamas und Alpakas

Oftmals sind die Körpersegmente der Bandwürmer (Proglottiden) schon mit den bloßen Augen im Kot erkennbar. Die Proglottiden sind weiß-gelblich und charakteristisch breiter als lang. Ebenfalls lassen sich die Eier über das Flotationsverfahren einer Kotprobe unter dem Mikroskop nachweisen.
Bei einem Nachweis von Bandwürmern bei Lamas und Alpakas sollte in jedem Fall eine Therapie eingeleitet werden, da in der Herde besonders Jungtiere bei einer hohen Wurmwürde gefährdet sein können. Zur Bekämpfung kommen die Wirkstoffe der Benzimidazole, Quinolinderivate oder das Pyrantel zum Einsatz.

Bekämpfung der Endoparasiten bei Lamas und Alpakas

Da es unter den beschriebenen Endoparasiten ernstzunehmende Vertreter gibt, sollte das Hauptaugenmerk auf die Prävention von Endoparasitosen (Erkrankungen an Endoparasiten) gelegt werden. In den meisten Fällen kann auch bei einer bestehenden Infektion mit einer Entwurmung Abhilfe geleistet werden. In dramatischen Fällen (z.B. zu starke Leberschädigung durch Leberegel) kann diese jedoch auch zu spät kommen. Auf Grund vieler verschiedener Haltungsformen der Neuweltkameliden lässt sich kein allgemeingültiger Plan entwerfen, es gilt aber allgemein ein paar Punkte zu beachten:

Regelmäßige Kotuntersuchungen im Bestand: mindestens 1x im Jahr eine Sammelkotprobe der Tiere in der Herde in einem Labor auf Endoparasiten untersuchen lassen

Entwurmungen bei positiven Kotbefunden: Je nach Kotbefund tierärztliches Behandlungsschema des verschiebenden Wirkstoffs einhalten, um der Entstehung von Resistenzen vorzubeugen. Für eine genaue Berechnung der Dosierung sollte auch das Gewicht der Tiere genau gemessen werden. Damit werden Unterdosierungen vermieden, die ebenfalls Resistenzen fördern können.

Quarantäne von Neuankömmlingen und von infizierten Tieren: gerade bei Importen aus anderen Ländern, aber auch aus Beständen aus Deutschland sollten die Neuzugänge in Quarantäne gehalten und auf Endoparasiten untersucht werden. Bei einem negativen Kotbefund können sie in die Herde eingegliedert werden.

Fütterungshygiene: das Futter sollte trocken und abgedichtet gelagert werden und nicht zu lange liegen bleiben. Parasiten-Stadien können sich gut in warmen und feuchten Futter- und Tränke Plätzen vermehren. Die Plätze sollten trocken und sauber gehalten werden.

Reinigung und Desinfektion der Stallungen und Futtereinrichtungen: in regelmäßigen Abständen sollte der Stall und seine Einrichtung mit einem Dampfstrahler gereinigt werden. Dies sollte mindestens 1x oder besser 2x im Jahr geschehen.

Management der Kotplätze: Lamas und Alpakas neigen dazu Kotplätze separat zu benutzen. Diese sollten regelmäßig geleert und gereinigt werden. Der Kot sollte regelmäßig entfernt werden, damit sich hier keine Parasiten-Stadien vermehren können.

Regelmäßige Gewichtskontrollen zur Früherkennung: da es sich bei den Endoparasitosen meistens um langwierige und zehrende Erkrankungen handelt, sollte das Gewicht der Tiere in regelmäßigen Abständen gemessen und verglichen werden. Bei Jungtieren empfiehlt sich eine engmaschigere Kontrolle der Gewichtszunahmen.

Abschließend hoffen wir die Bedeutung der Endoparasiten bei Lamas und Alpakas verdeutlicht zu haben. Wie immer gilt, dass Prophylaxe und regelmäßiges Monitoring die effizienteste Bekämpfung liefern und die Tiergesundheit dauerhaft verbessern können. Gesammelte Kotproben können im Labor (z.B. exomed) untersucht werden. Die verschiedenen Kotuntersuchungen und deren Kosten lassen sich unserem Einsendeschein auf der Website entnehmen. Die angebotenen Untersuchungen beinhalten eine Flotation/ Sedimentation, eine Nativ-Untersuchung, verschiedene Färbungen oder auch das Larvenauswanderungsverfahren auf Lungenwurmlarven. Für eine gründliche Untersuchung empfehlen wir unser „Gastro-erweitert Profil“, welches eine Parasitologische Untersuchung (kombinierte Sedimentation/Flotation), Larvenauswanderungverfahren, Kryptosporidien- und Giardia- ELISA umfasst und somit alle relevanten Parasiten nachweisen sollte.

Quellen:

Paper:

  1. L. Kultscher, A. Joachim, T. Wittek, „Auftreten und Management von Endoparasiten bei Alpakas in Deutschland und Österreich“, Tierärztliche Praxis Großtiere 4/2018, Georg Thieme Verlag KG 2018, 46: 241–248
  2. L. Kultscher, B. Hinney, R. Schmäschke, A. Joachim and T. Wittek, „Current anthelmintic treatment is not always effective at controlling strongylid infections in German alpaca herds“, Kultscher et al. Parasites Vectors (2019) 12:330, pp. 1-10
  3. L. Rickard Ballweber„Ecto – and Endoparasites of NewWorld Camelids“, Elvesier Vet Clin Food Anim 25 (2009) 295–310
  4. S. Franz, T. Wittek, A. Joachim, B. Hinney, A. M. Dadak, „Llamas and alpacas in Europe: Endoparasites of the digestive tract and their pharmacotherapeutic control“, Elvesier, The Veterinary Journal 204 (2015) 255–262

Bücher:

J. Eckert, u.a.: „Lehrbuch der Parasitologie für die Tiermedizin“, © Enke Verlag Stuttgart 2008, pp. 194-196

Internet:

https://www.weide-parasiten.de/ziegen/wurmarten/magen-darm-strongyliden/ (08.04.22)

https://vet-heidemann.de/?page_id=142 (08.04.2022)