Darmparasiten beim Hamster

Dr. M. Hallinger, H. Schmitz

Ob Goldhamster oder Zwerghamster, die kleinen Nagetiere haben sich in den letzten Jahren zu immer beliebteren Heimtieren des Menschen entwickelt. Mit dieser Entwicklung stellen sich im Netz aber auch vermehrt Fragen zu deren Erkrankungen. Insbesondere über Infektionen mit Magen-Darm-Parasiten, die zu den sog. Endoparasiten (also inneren Parasiten) zählen, gehen die Meinungen noch weit auseinander. Welche dieser Parasiten beim Hamster nun häufig vorkommen und wie man sie erkennt und bekämpft, wollen wir hier einmal zusammenfassen.

„Pfriemenschwänze“ (Oxyuriden) beim Hamster

Oxyuriden sind Würmer, die vorwiegend im Verdauungstrakt von Säugetieren parasitieren. Studien über Goldhamster (Mesocricetus auratus) haben gezeigt, dass die Infektion mit „Pfriemenschwänzen“ (Oxyuriden, genauer Syphacia mesocriceti und Syphacia criceti) die häufigste bei Hamstern darstellt. Unserer Erfahrung nach weisen wir Oxyuriden bei Hamstern von allen Parasiten am häufigsten nach. Zudem sind Hamster auch für Syphacia muris empfänglich, die normalerweise eher bei Ratten oder Mäusen vorkommen.

Ansteckung:

Um zu verstehen, wie sich Hamster mit Oxyuriden anstecken, muss man deren Entwicklungszyklus nachvollziehen: Die erwachsenen fadenförmigen Würmer sitzen im Verdauungstrakt der kleinen Nagetiere: Die weiblichen Oxyuriden produzieren hier Eier, die mit dem Kot ausgeschieden werden. Die Eier bleiben dann an der Analregion der Tiere kleben, weshalb man sie hier auch für die Diagnose absammeln kann (s.u.). Über gegenseitiges Putzen können die Würmer dann leicht über das Maul übertragen werden. Auch verteilen die Hamster die Eier bei der Fortbewegung im Käfig. Insbesondere an Futter und Wassernäpfen kommt es zur Übertragung, weil andere Tiere die Eier dann über den Mund bzw. das Maul aufnehmen. Die Infektion geschieht also fäkal-oral.

Die Oxyuriden leben im Blinddarm der Hamster und konkurrieren hier mit ihm um seine Nahrung. Hierbei ist wichtig zu erwähnen, dass die meisten Infektionen ohne jegliche Ausprägung klinischer Symptome stattfinden. Sie werden als inapparent bezeichnet.

Wenn klinische Symptome (also Krankheitsanzeichen) auftreten, können diese sehr unspezifisch sein: reduzierter Appetit, Apathie und Abmagerung lassen sich am häufigsten beobachten, milder Durchfall kann außerdem auftreten. Bei einer hohen Wurmbelastung können schwere Verläufe wie Darminvaginationen (ein Teil des Darms stülpt sich in einen anderen Teil ein) oder einen Rektumprolaps (der Enddarm stülpt sich durch den Anus) auftreten. Das passiert, weil die Hamster versuchen, die Würmer herauszupressen.

Um einem solchen Verlauf vorzubeugen raten wir zu einer Kotuntersuchung, wenn die oben genannten unspezifischen Symptome auftreten. Für den Erregernachweis kann man aus der Analregion mit einem Streifen Tesafilm einen Abklatsch durchführen und diesen unter einem Mikroskop untersuchen. Ein anderes Verfahren ist das Flotationsverfahren, bei dem nach den Syphacia-Eiern bzw. Eiern von anderen Oxyuriden gesucht wird, die sich unter dem Mikroskop Orangenschalen-förmig darstellen. Im Labor wird bei exomed die Kotprobe zusätzlich noch im Nativpräparat (also frisch) auf Eier und erwachsene Würmer untersucht.

Allgemein gilt: Wurde eine Infektion mit Oxyuriden beim Hamster nachgewiesen, sollte immer eine Therapie erfolgen, auch wenn keine Symptome auftreten! Die Infektion mit Oxyuriden kann eine Immunsuppression zur Folge haben und andere Erkrankungen begünstigen.

Die Therapie erfolgt beim Tierarzt/in mit Fenbendazol (Panacur) als Paste über das Maul. Fenbendazol wird zur Entwurmung eingesetzt und wirkt nebenbei auch gegen manche einzelligen Parasiten wie zum Beispiel gegen Giardien. Sollte im Fall einer Gruppenhaltung ein Tier betroffen sein, ist es ratsam, auch die anderen Tiere zu behandeln. Der Käfig und alles Inventar (z.B. Futternäpfe) sollten außerdem mit heißem Wasser gereinigt und im Anschluss desinfiziert werden. Weiterhin sollte man auch darauf achten, dass die Einstreu auch erneuert wird.

Bandwürmer beim Hamster

Andere Würmer, die bei Hamstern vorkommen sind sogenannte Zestoden (Bandwürmer), genauer gesagt die Erreger Rodendolepis nana und Rodendolepis diminuta (früher Hymenolepis genannt).

Anders als die Oxyuriden parasitieren die erwachsenen Parasiten im Dünndarm der Hamster, indem sie sich mit ihrem Saugnapf (Scolex) in der Darmwand der Hamster verankern. Für die Entwicklung ist es wichtig zu wissen, dass die Bandwürmer Zwitter sind (sowohl männliche als auch weibliche Geschlechtsteile sind vorhanden). Über die Gebärmutter der Würmer werden um die hundert befruchtete Eier ausgeschieden, die über den Kot des Hamsters in die Umwelt gelangen. Da die Eier in der Umwelt sehr widerstandsfähig sind, können sich noch einige Zeit (ca. zwei Wochen) nach der Ausscheidung andere Tiere damit infizieren.

Zwischenwirte der Bandwürmer:

Bei vielen Bandwurmarten (am bekanntesten der Fuchsbandwurm – Echinococcus multilocularis) wird für einen vollständigen Entwicklungszyklus ein Zwischenwirt (z.B. eine Maus) benötigt, in dem sich aus den Eiern eine Larve entwickeln kann. Diese Larve dringt über die Darmwand in die Pfortader und über diese in die Leber ein. Hier bildet sich aus der geschlüpften Larve ein Zwischenwirtstadium (sog. Zystizerkus), welches eine Blase mit zäher Flüssigkeit und mehreren Kopfanlagen der Bandwürmer darstellt. Im Falle des Fuchsbandwurmes schließt sich der Entwicklungszyklus, sobald ein Fuchs einen infizierten Zwischenwirt frisst.

Der Zwischenwirt bei den Bandwürmern des Hamsters ist meistens ein Käfer oder aber auch Flöhe. Der „Hamsterbandwurm“ R. diminuta benötigt ebenfalls einen Zwischenwirt, hier insbesondere Flöhe, oder Insekten. Eine Besonderheit bei der Infektion von Hamstern mit R. nana (auch „Zwergbandwurm“ genannt) ist, dass hier vermutlich kein Zwischenwirt benötigt wird, um die Entwicklung der Würmer zu vervollständigen. Ohne den Wirtswechsel vom Zwischenwirt zum Endwirt (Hamster) kann die Entwicklung der Würmer also deutlich schneller verlaufen und sich somit auch im Käfig schnell anreichern.

Nachweis, Therapie und Relevanz von Bandwürmern beim Hamster

Der Tierarzt bzw. die Tierärztin findet die Eier der Bandwürmer über das Flotationsverfahren. Makroskopisch (mit dem bloßen Auge) kann man unter Umständen auch erwachsende Würmer im Kot erkennen, wenn diese in der Kotprobe ausgeschieden werden. Die Therapie erfolgt mit dem Wirkstoff Praziquantel, welcher gegen verschiedene Würmer zur Entwurmung beim Tierarzt verwendet wird. Außerdem stellt die Infektion mit R. nana auch eine Gefahr für den Menschen, insbesondere Kinder (zoonotisches Potential) dar. In der Regel treten keine Symptome auf. Hierbei kann sich nach der Infektion aber auch eine schwerwiegende Entzündung der Darmschleimhaut (Enteritis) entwickeln. Die Bandwürmer sitzen auch beim Menschen im Dünndarm und können hier parasitieren. Bei der Haltung von Hamstern sollte demnach ein besonderer Wert auf Hygiene gelegt werden, besonders wenn Kinder mit im Haushalt leben.

Infektionen mit Einzellern (Protozoen) beim Hamster

Die Infektion mit diesen kleinen parasitären Lebewesen kommt zwar häufig vor, zumeist aber ohne Anzeichen von klinischen Symptomen beim Hamster. Das bedeutet eine solche Infektion bleibt meistens unbemerkt.

Zu dieser Gruppe einzelliger Parasiten gehören beim Hamster Giardia muris, Giardia mesocricetus, Spironucleus muris, Cryptosporidium sp., sowie Trichomonas sp. Hiervon treten insbesondere Giardien mit Abstand am Häufigsten auf.

Wie auch bei anderen Säugetieren werden die erwachsenen Protozoen (sog. Trophozoiten) auch beim Hamster im Dünndarm oder Dickdarm angetroffen. Von dort aus scheiden die Erreger äußerst widerstandsfähige Zysten in den Blinddarm der Hamster aus. Wenn die Zysten über den Kot ausgeschieden werden, können sie längere Zeit in der Umwelt überleben und weitere Individuen anstecken.

Ihr Auftreten wird vor allem durch äußere Stressfaktoren und auch Mangelerscheinungen durch falsche Ernährung begünstigt. Sie sind sogenannte fakultativ pathogene Erreger, können also unter bestimmten Umständen eine Erkrankung hervorrufen. Eine starke Vermehrung der Parasiten findet besonders bei immunsupprimierten Tieren statt. Beispielsweise eine bakterielle Infektion kann somit eine Infektion mit Protozoen begünstigen.

Symptome solch einer Infektion können, müssen also nicht auftreten. Es kann zu starkem, wässrigem Durchfall kommen und zu einem stark aufgeblähten Bauch. Die Region rund um den After kann sich kotverschmutzt darstellen. Weitere unspezifische Symptome können Apathie, Inappetenz und glanzloses, struppiges Fell sein.

Die Diagnose wird beim Tierarzt gestellt. Hierfür wird eine Sammelkotprobe von 3 Tagen abgegeben, die auf einem Objektträger im Ausstrich nachgewiesen werden können (sog. Nativpräparat).

Die Eier von Kryptosporidien können mit einer speziellen Färbung (Karbolfuchsinfärbung nach Heine) angefärbt werden und damit besser erkannt werden, alternativ stehen auch noch weitere, „genauere“ Nachweismethoden zur Verfügung (IFT; ELISA; PCR). Besonders gut eigenet sich das Immunfluoreszenz Verfahren zum Nachweis von Kryptosporidien (sog. IFT). Hierbei leuchten die Erreger unter besonderem Licht bläulich-grün.

Giardien beim Hamster

Für ein genaues Ergebnis beim Verdacht auf Giardien kann man einen ELISA-Antigen-Test machen. Im Labor (u.a. bei exomed – also uns) besteht die Möglichkeit, die Giardien mit einem sogenannten ELISA-Test nachweisen zu lassen. Studien haben gezeigt, dass der ELISA eine höhere Sensitivität aufweist als ein frei verkäuflicher Schnelltest. Das bedeutet, er misst genauer und wird demnach als der „beste Test“ angesehen, um eine Giardien-Infektion sicher nachzuweisen.

Bei einer Infektion mit Giardien produzieren diese im Kot speziellenAntigene, die an die aufgetragenen Antikörper auf den Platten binden können. Hierbei handelt es sich um ein einfaches Protein, das die Giardien abgeben, während sie sich im Verdauungstrakt des Wirtes vermehren. Dieses Antigen ist demnach nur bei einer bestehenden Infektion mit Giardien vorhanden und auch ohne Auftreten von infektiösen Zysten oder Trophozoiten im Kot der Tiere zu finden. Die Antikörper sind außerdem mit einem anderen Baustein, einem Enzym, so verbunden, dass dieses bei einer bestehenden Infektion eine chemische Reaktion ablaufen lässt. In diesem Fall erkennt man eine positive Reaktion daran, dass dabei ein Farbwechsel stattfindet. Weil man hier ein Antigen nachweist, zählt man den Test zu den sogenannten Antigen-Tests.

Therapie von Giardien beim Hamster und Prüfung des Behandlungserfolgs

Für eine Therapie werden vor allem zwei Wirkstoffe angewendet:

  1. Metronidazol („Metrobactin“) über 5-7 Tage
  2. Fenbendazol („Panacur“) über 7 Tage

Bei starkem Befall muss unter Umständen ein wirksames Antibiotikum (z.B. Enrofloxacin) gegen bakterielle Sekundärinfektionen angewendet werden. Sollte starker Durchfall auftreten, müssen auch diese Symptome symptomatisch behandelt werden („Durchfalltherapie“). Infusionslösungen mit Elektrolyten, Glucose und Vitaminen helfen hierbei. Sind die Tiere stark aufgebläht, hilft möglicherweise Dimeticon (sog. Antitympanicum). Gegen starke Bauchschmerzen kann ein Schmerzmittel (Metamizol) gegeben werden.

Nach erfolgter Therapie empfehlen wir eine Kontrolluntersuchung nach mindestens drei Tagen, spätestens aber 7 Tage nach der Behandlung. Drei Tage sollte man mindestens warten, weil auch nach einer erfolgreichen Therapie noch abgetötete Reste der Giardien mit dem Kot ausgeschieden werden können. Diese würden das Ergebnis fälschlicherweise positiv ausfallen lassen, obwohl eigentlich ein Therapieerfolg zu verzeichnen ist. Länger als 7 Tage sollte man allerdings auch nicht warten, weil bei einer nicht erfolgreichen Therapie bis zu dem Zeitpunkt noch viele andere Individuen mit den ausgeschiedenen Giardien-Stadien angesteckt werden können.

Welche Kotuntersuchungen sind für Hamster zu empfehlen?

Hier bei exomed bieten wir ein Gastro-basic Profil für Säugetiere (auch Hamster) an, das eine native Kotuntersuchung, ein kombiniertes Flotations-/Sedimentationsverfahren und einen ELISA-Test auf Giardien beinhaltet. Dieses Profil bietet eine gute Routineuntersuchung auf die häufigsten Parasiten beim Hamster (u.a. Oxyuriden, Bandwürmer, Kokzidien und Giardien). Wir empfehlen diese einmal jährlich und bei Neuzugängen durchzuführen. Die Kosten für diese Untersuchung liegen bei uns im Labor bei ca. 40€. Auch bei entsprechenden Durchfall-Symptomen, starker Abmagerung, oder anderen oben genannten Symptomen ist eine Kotuntersuchung sinnvoll.

Quellen:

Beck W., Pantchev N. (2006) Praktische Parasitologie bei Heimtieren. Schlütersche, Hannover, pp. 61-64.

Beck W., Pantchev N. (2009) Parasitäre Zoonosen. Schlütersche, Hannover, pp. 102-106.

Eckert J., Friedhoff, K.T., Zahner H., Deplazes P. (2005) Lehrbuch der Parasitologie für die Tiermedizin. 2. Überarbeitete Auflage, Enke, Stuttgart, pp. 30-43.

Ewringmann A., Glöckner B. (2008). Leitsymptome bei Hamster, Ratte, Maus und Rennmaus. Enke, Stuttgart, 2. Überarbeitete Auflage, pp. 74-81.

Pinto R.M., Goncalves L., Gomez G.C., Noronha D. (2001) Helminth Fauna of the Golden Hamster Mesocricetus auratus in Brazil. Contemporary topics by the american association for laboratory animal science, Volume 40, Nr. 2.

Sürsal N., Gökpinar S., Yildiz K. (2014) Prevalence of Intestinal Parasites in Hamsters and Rabbits in Some Pet Shops of Turkey. Turkiye Parazitol Derg 38: 102-5.