Wurminfektionen bei Geflügel

Über eine Kotuntersuchung bei Hühnern lassen sich viele verschiedene Würmer (Helminthen) nachweisen, von denen wir die wichtigsten hier kurz vorstellen wollen: Allgemein kommen bei unseren Geflügelarten Nematoden (Rundwürmer), Zestoden (Bandwürmer) und Trematoden (Saugwürmer) vor. Die Infektion mit Trematoden beim Hausgeflügel ist in unseren Klimazonen zu vernachlässigen. Welche Würmer wo vorkommen, hängt von der gehaltenen Geflügelart und deren Haltungsform ab:

Bei reiner Stallhaltung treten beispielsweise Würmer auf, die keine Zwischenwirte in ihrem Entwicklungszyklus benötigen (sog. homoxene Parasiten). Bei Freilandhaltung wiederum kommen als zusätzliche Infektionen Würmer mit Zwischenwirten in der Entwicklung (z.B. Wasserschnecken) in Frage, bei denen sich die Tiere bei Kontakt infizieren können (sog. heteroxene Parasiten).

Derzeit treten in der Auslauf- und Freilandhaltung bei Hühnern vor allem die Nematoden Heterakis gallinarum, Ascaridia galli, Capillaria ssp. und Syngamus tracheae auf. Bei diesen beiden Haltungsformen können auch Infektionen mit Bandwürmern (Zestoden) auftreten.

In der konventionellen Stallhaltung lassen sich Wurminfektionen bei Geflügel durch regelmäßige Kotuntersuchungen, Anthelmintika und gute Management- & Hygienemaßnahmen besser kontrollieren als in Haltungsformen mit Auslauf.
Infektionen mit Würmern bei Geflügel können unter Umständen Leistungseinbußen zur Folge haben, aber auch unbemerkt verlaufen.

Freilandhaltung

Übersicht der wichtigsten Würmer bei Hühnern:

1. Helminthen (Würmer)

  • Zestoden (Bandwürmer): Rallietina spp., Davainea ssp., Echinolepis ssp.
  • Nematoden (Rundwürmer)
  • Roter Luftröhrenwurm (Syngamus tracheae)
  • Spulwürmer (Ascaridia galli)
  • Heterakiden (Heterakis gallinarum)
  • Haarwürmer (Capillaria ssp.)

Trematoden haben in Mitteleuropa wenig Bedeutung. Beim Picken mit dem Schnabel können die Hühner sich mit verschiedenen Parasiten anstecken

1.1. Infektionen mit Bandwürmern bei Hühnern:
In Mitteleuropa kommen beim Huhn mehrere Arten von Bandwürmern vor: Sie parasitieren alle im Dünndarm der Tiere und sind an das Vorhandensein geeigneter Zwischenwirte für einen vollständigen Entwicklungszyklus gebunden. Bei Enten und Gänsen kommt neben dem Befall des Dünndarms zusätzlich der Befall des Muskelmagens vor.

In feuchten Ausläufen, wo Schnecken und Käfer vermehrt vorkommen, können die Bandwurmarten Rallietina spp. und Davainea proglottina vermehrt nachgewiesen werden. Hingegen kann man mit einem Echinolepis-Befall rechnen, wenn Geflügel in der Nähe von Weiden von Großtieren gehalten werden. Mistkäfer nutzen die Kothaufen als Brutplätze und dienen gleichzeitig als Zwischenwirte für Echinolepis-Arten.

Auch in Stallhaltungen ist es möglich, dass Käfer und andere Insekten als Zwischenwirte infiziert sind und in Ställen nach Futter suchen (fressen auch Hühnerfutter). Vor allem die Bandwurm-Arten Railletina tetragona, Railletina cesticillus und Choanotaenia infundibulum können durch Mehlkäfer, Speckkäfer und Diebkäfer in Ställe eingeschleppt werden.

Symptome von Bandwurm-Infektionen bei Hühnern:
Die Bandwürmer wandern nach der Infektion in die hinteren Abschnitte des Dünndarms und heften sich an die Drüsen in der Darmschleimhaut an. Mit ihrem Saugnapf (Scolex) verankern sie sich tief in der Schleimhaut und schädigen sie. Diese Schäden sind allerdings selten von klinischer Bedeutung.
Auffällig wird eine Bandwurm-Infektion bei Hühnern vor allem durch die verminderte Mast- und Legeleistung bei Wirtschaftsgeflügel. Vor allem bei Railletina-Arten und Davainea proglottina ist die reduzierte Leistung sehr ausgeprägt. Bei Hobbyhuhnhaltungen wird die Mast- und Legeleistung meistens weniger engmaschig kontrolliert, sodass eine Bandwurm-Infektion auch lange unbemerkt verlaufen kann. Um einen Überblick über die vorhandenen Parasiten bei seinen Hühnern zu behalten ist auch hier eine regelmäßige parasitologische Untersuchung notwendig.

Am anfälligsten sind Küken in den ersten 7 Wochen. Bei einem hochgradigen Befall mit Davainea proglottina können Durchfall und zentralnervöse Störungen auftreten.

Diagnose von Bandwürmern bei Hühnern:
Wie die anderen Parasiten lassen sich die Bandwurm-Stadien über eine Sektion nachweisen. In der Kotprobe kann man entweder die Eier oder die abgegangenen Proglottigen (Glieder der Bandwürmer) identifizieren. Es ist auch möglich, allerdings nur bei starkem Befall bereits mit bloßem Auge in der Kotprobe der Hühner zu erkennen. Dann besteht auf jeden Fall Handlungsbedarf.

Für eine Kotuntersuchung bei Hühnern kann man eine bestimmte Menge Kot der Tiere von einem Tag in einer Schale mit Wasser sammeln und die Suspension in einer flachen Glasschale auf schwarzem Untergrund schwenken. Wenn Proglottiden vorhanden sind, setzen sie sich weiß von dem Untergrund ab.
Eine weitere Methode zur Untersuchung auf Proglottiden ist das Sammeln einer etwa walnussgroßen Menge frischen Kotes in einem Becherglas, das Kochsalzlösung enthält. Durch das Vermischen trennen sich die festen Kotbestandteile von den Proglottiden, die dann oben schwimmen. Die Gattungen der Bandwürmer kann man mikroskopisch anhand der Proglottiden und der Eier im Kot unterscheiden.

Therapie und Prophylaxe gegen Bandwürmer bei Hühnern:
Flubendazol hat lediglich eine Teilwirkung gegen R. cesticillus. Dagegen zeigt Praziquantel eine gute Wirksamkeit gegen mehrere Bandwurm-Arten.

Vorbeugende Maßnahmen gegen Bandwurm-Befall beim Geflügel in Ställen sind die Insektenbekämpfung mit Insektiziden, damit die Zwischenwirte (Käfer und Insekten) die Bandwurm-Stadien gar nicht erst in den Stall bringen.

Eine Bekämpfung der Zwischenwirte ist in Freiland und Auslaufhaltung aus Umweltschutzgründen nicht erlaubt: Daher sollte bei den Tieren regelmäßig eine Kotuntersuchung auf Bandwürmer durchgeführt werden. Wie oft man eine Kotprobe von Hühnern nehmen sollte, wollen wir am Ende des Berichtes noch einmal zusammenfassen.

1.2. Infektionen mit Rundwürmern bei Hühnern:
Nematoden (Rundwürmer) sind beim Hausgeflügel wirtschaftlich weitaus bedeutsamer als Bandwürmer. Die wichtigsten Nematoden-Arten sind Strongylidae (Syngamus trachea), Spulwürmer (Ascaridia galli), Heterakiden (Heterakis gallinarum), Haarwürmer (Capillaria spp.). Die Nematoden kommen sowohl in Freilandhaltung als auch in konventioneller Stallhaltung vor.

1.2.1. Infektionen mit Syngamus trachea:
Der sogenannte „rote Luftröhrenwurm“ parasitiert in den Atemwegen von Hausgeflügel und Wildvögeln. Die Würmer sind kräftig, bis zu 3 cm lang und leben in Dauerkopulation (dauerhafte Paarung), sodass Männchen und Weibchen die Struktur einer Gabel oder eines Y annehmen.

Der Luftröhrenwurm kommt weltweit vor, allerdings nicht in reinen Stallhaltungen, denn bei ihrer Übertragung werden sogenannte paratenische Wirte (Wirt, in dem sich Parasit aufhalten aber nicht vermehren kann) in der Umwelt benötigt.

Übertragung von Syngamus trachea in Hühnerbeständen:
Da sich die Nematoden in Dauerkopulation befinden, legen sie die Eier in der Luftröhre (Trachea) der Vögel ab. Sie gelangen von den Atemwegen in die Schnabelhöhle und werden in den Darmtrakt abgeschluckt. Über die Fäzes werden die Eier in die Umwelt ausgeschieden und in der Umwelt bildet sich im Ei innerhalb von 2-4 Wochen eine infektionsfähige Larve. Zur Entwicklung benötigt die Larve 25° Temperatur und ausreichend Feuchtigkeit.
Das Geflügel im Auslauf kann sich direkt über die Aufnahme der Larve in den Eiern über den Schnabel infizieren. In anderen Fällen können sie auch die aus den Eiern geschlüpften Larven aus der Umwelt aufnehmen oder sich indirekt über das Fressen von infizierten Zwischenwirten (Schnecken, Regewürmer, Insekten) infizieren. Über den Blutweg gelangen die Larven aus dem Darm über die Leber in die Luftwege der Vögel.

In den paratenischen Wirten können die Larven sehr lange überleben, während die Eier in der Umwelt weitaus weniger resistent sind. In Regenwürmern können sie sich beispielsweise über 4 Jahre ansammeln und überleben. Da diese Nematoden-Art ein sehr breites Wirtsspektrum hat, sind auch infizierte Wildvögel eine mögliche Ansteckungsquelle, wenn sie Kontakt zu Geflügel in Ausläufen oder Zoos haben.

Symptome einer Infektion mit Syngamus trachea bei Hühnern:
Die erwachsenen Stadien der Nematoden heften sich mit ihrer großen Mundkapsel am Epithel der Luftröhre an und hinterlassen dort Läsionen. Sie rufen eine Schleimhautschwellung und starke Schleimabsonderung hervor, die bei Jungtieren erhebliche Schäden verursachen können. Erwachsene Tiere erkranken hingegen weitaus seltener.
Da die Weibchen Blut saugen, entsteht eine Anämie (Blutarmut), die jedoch in der Regel mild verläuft. Durch die Wanderung der Larven bis zur Lunge treten Entzündungserscheinungen auf, wo die Larven vorbei gewandert sind. Bei starkem Befall können die Larven die Wände der Bronchien zerstören und es kommt zu einem sogenannten interstitiellen Emphysem in der Lunge.

Die auffälligsten klinischen Symptome sind die Atembeschwerden, weil die Würmer die Atemwege verlegen können. Die Atembeschwerden zeigen sich durch eine gestreckte Kopf-Hals-Haltung, wiederholt geöffneten Schnabel und pfeifende Atemgeräusche. Durch die reduzierte Nahrungsaufnahme und chronische Blutarmut werden die Tiere immer schwächer und können einen Tod an Erschöpfung oder Erstickung erleiden.

Diagnose von Syngamus trachea
Am lebenden Tier (intra vitam) kann man oftmals bereits am geöffneten Schnabel die Würmer mit bloßem Auge erkennen. Durch eine Kotuntersuchung/Kotprobe von Hühnern wird mittels der Flotationsmethode nach den Eiern der Würmer gesucht. Auch bei verstorbenen Tieren fallen die leicht rötlichen Tiere auf, wenn eine Sektion durchgeführt wird.
Therapie gegen Syngamus trachea:

Für die Therapie stehen je nach Tierart verschiedene Wirkstoffe zur Verfügung. Es können Fenbendazol, Flubendazol und Mebendazol über das Futter gegeben werden.

Die Prophylaxe steht auch bei der Wurminfektion im Vordergrund. Neben den üblichen Hygienemaßnahmen (trockene Einstreu, Bekämpfung der Regenwürmer, Schnecken und Insekten) sollten verschiedene Geflügelarten getrennt gehalten werden und der Kontakt zu Wildvögeln unterbunden werden. Auch ist die bereits erwähnte regelmäßige Untersuchung einer Kotprobe der Hühner unabdingbar.

1.2.3. Spulwurminfektionen (Ascaridia galli) beim Geflügel
Von wirtschaftlich großer Bedeutung sind die Infektionen mit den im Dünndarm parasitierenden Nematoden Ascaridia galli. Die Parasiten kommen weltweit und vorrangig bei Hühnern vor. Man findet sie nicht nur in Freilandhaltung, sondern ebenfalls in Bodenhaltung und Käfighaltung. Bei Truthühnern parasitiert Ascaridia dissimilis.

Übertragung von Spulwürmern bei Geflügel:
Am anfälligsten für eine Infektion sind Jungtiere zwischen der ersten Lebenswoche und den ersten drei Monaten. Die Eier der adulten Spulwürmer aus dem Dünndarm werden über den Kot ausgeschieden. Dabei sind sie zuerst ungefurcht (nicht-infektiös) und entwickeln bei Temperaturen um 17 °C innerhalb von 3 Wochen eine infektiöse Larve. Wie bei dem roten Luftröhrenwurm können Regenwürmer die Larven oder die Eier aufnehmen und gelten dann als paratenische Wirte (sog. Transportwirte).

Günstig für die Entwicklung der Spulwürmer sind warme Temperaturen und eine feuchte Umgebung (z.B. in Tiefstreu). Besonders Legehennen scheinen vor Beginn der Legetätigkeit empfänglich zu sein. Über den Schnabel werden die infektiösen Stadien aufgenommen und gelangen in den Dünndarm. Viele durchlaufen eine sogenannte histotrophe Phase (histos = griech. Gewebe), bei der sie sich im Gewebe häuten. Unter Umständen können sie über die Blutbahn in andere Organe (Leber, Lunge) gelangen.

Nach mehrmaliger Infektion kann sich über die Zeit eine Immunität gegen die Spulwürmer entwickeln.
Bei den Truthühnern zeigt Ascaridia dissimilis ähnliche Eigenschaften, hat aber eine Tendenz zur Wanderung außerhalb des Darmtraktes.

Symptome einer Spulwurminfektion bei Hühnern:
Durch die Phase von Ascaridia galli im Gewebe verursachen die Larven Schäden und Entzündungen im Darmgewebe, die je nach Befalls-Intensität unterschiedlich stark ausgeprägt sein können. Bei einer hohen Wurmbelastung kann es zu einer kompletten Verlegung des Darmtraktes oder einer Einwanderung in den Magen oder die Speiseröhre kommen. Möglicherweise finden ein paar der Würmer sogar den Weg in den Eileiter von Legehennen und können danach in die Eischale eingeschlossen werden.

Bei leichtem- bis mittelgradigem Befall müssen nicht zwangsweise Symptome auftreten. Sollte ein starker Befall vorliegen, sind die Tiere vor allem in Futterverbrauch und Gewichtszunahme gestört. Man kann ebenfalls Inappetenz und weichen Kot beobachten.

Ascaridia dissimilis bei den Truthühnern zeigt bei Befall des Darmtraktes ähnliche Entzündungen. Die Erkrankung kann allerdings tödlich verlaufen oder mit schweren Leistungseinbußen einhergehen.
Diagnose von Spulwürmern bei Hühnern:

Die Eier der Spulwürmer sind über eine Kotuntersuchung (Flotationsverfahren) einer Kotprobe der Hühner zu finden. Allerdings ähneln sie den Eiern anderer Nematoden (Heterakiden). Die Differenzierung der Eier gilt daher als unsicher bzw. erfordert viel Erfahrung. Man kann auch die Spulwürmer auch im Rahmen einer Sektion am verstorbenen Tier erkennen.

Therapie von Spulwürmern bei Hühnern:
Gegen Spulwürmer bei Geflügel wirken verschiedene Medikamente. Dazu zählen das Fenbendazol, das Flubendazol und ebenfalls das Mebendazol und Levamisol.

1.2.3. Heterakis-Befall bei Hühnern:
Am bekanntesten unter den Heterakis-Arten ist ohne Zweifel Heterakis gallinarum, der auf Grund seiner Wirtseigenschaften für Histomonas meleagridis einen sogenannten Vektor für die „black head disease“ der Truthühner durch die Histomonaden darstellen kann.

Heterakis gallinarum parasitiert in den Blinddärmen von Hühnern und seltener auch von Gänsevögeln. Wie weit verbreitet die Nematoden unter den Beständen sind, hängt von der Haltungsform ab. In Freilandhaltung und Auslaufhaltung wird die Infektion weitaus häufiger festgestellt als in reiner Stallhaltung.

Übertragung von Heterakis bei Hühnern:

Die adulten Nematoden parasitieren in den Blinddärmen der Tiere und produzieren in diesen Darmabschnitten ihre Eier, die über den Kot ausgeschieden werden. Heterakis-Weibchen legen täglich um die 900 Eier ab, aus denen sich in der Umwelt eine infektionsfähige Larve entwickelt.

In der Umwelt können diese larvenhaltigen Eier je nach Temperatur mehrere Monate überleben. Auch hier gelten Regenwürmer in Freilandhaltung als paratenische Wirte für die Würmer.

Durch Aufnahme der larvenhaltigen Eier oder infizierter Regenwürmer infizieren sich die Tiere, wonach die Larven im Dünndarm aus ihren Eiern schlüpfen und bis zu einem Jahr überleben können.

Symptome durch Heterakis bei Hühnern:

Heterakis gallinarum selbst verursacht zumeist nur unauffällige Schäden, durch die auffällige Symptome ausbleiben. Ein stärkerer Befall kann bei Legehennen eine reduzierte Legeleistung zur Folge haben.
Wirklich bedeutsam ist die Infektion durch Heterakis gallinarum allerdings auf Grund der Übertragung durch Histomonas meleagridis, die wie oben erwähnt die Nematoden als Zwischenwirt in ihrem Entwicklungszyklus benötigen. Als Erreger der „black head disease“ erlangen die Histomonaden eine größere Bedeutung in der Praxis als die Heterakiden.

Nachweis von Heterakis bei Hühnern:

Um eine eventuelle Infektion mit Histomonaden zu vermeiden, sollte eine Kotuntersuchung auf Heterakis-Befall durchgeführt werden. Man untersucht mittels Flotationsmethode eine Kotprobe auf die Eier von Heterakis. Zu beachten ist, dass die Eier denen der Askariden sehr ähneln und man sie rein visuell nicht sicher differenzieren kann.

Therapie gegen Heterakis bei Hühnern:

Wie schon gegen den Askariden-Befall kann man bei einer Infektion mit Heterakis gallinarum bei Geflügel Fenbendazol, Flubendazol und Levamisol über das Futter oder über das Trinkwasser verabreichen. Vor allem in Beständen mit Truthühnern, die besonders durch eine Erkrankung durch Histomonaden gefährdet sind, ist eine Behandlung gegen Heterakis indiziert.

2.2.4. Infektion mit Haarwürmern (Capillaria) bei Hühnern

Als letzte Wurminfektion wollen wir die sogenannte Capillariose (Infektion mit Capillaria sp.) beim Geflügel beschreiben. Insbesondere in Stallhaltungen mit einer hohen Dichte an Tieren stellt die Capillariose eine bedeutende Erkrankung dar. Dennoch spielt die Capillariose auch in der Hobby-Huhnhaltung eine ausgesprochen wichtige Rolle.

Es sind eine Vielzahl an Capillaria-Arten beschrieben, die alle an unterschiedlichen Lokalisationen im Magen-Darm-Trakt parasitieren. Die wichtigsten haben wir versucht zusammenzufassen:

Speiseröhre und Kropf à C. annulata und C. contorta
Dünndarm à C. bursata und C. caudinflata
Blinddarm à C. anatis und C. obsignata

Übertragung von Haarwürmern bei Hühnern

Die verschiedenen Arten der Haarwürmer unterscheiden sich ein wenig in ihrem Entwicklungszyklus. Während C. obsignata und C. contorta keine Zwischenwirte benötigen (homoxener Zyklus), benötigen die anderen genannten Arten Regenwürmer, um eine vollständige Entwicklung zu durchlaufen. Durch die fehlenden Zwischenwirte treten in Stallhaltungen ausschließlich Infektionen mit C. obsignata und C. contorta auf.

Eine Infektion geschieht entweder direkt über die Aufnahme von larvenhaltigen Eiern oder im Fall der Freilandhaltung auch indirekt über die Aufnahme von infizierten Regenwürmern. Die Eier können im Freien einige Zeit überleben. Im Verdauungstrakt durchlaufen die Larven vier Häutungen, bis sie das adulte Stadium erreicht haben. Diese legen erneut Eier im Verdauungskanal ab, die über den Kot ausgeschieden werden.

Symptome einer Infektion mit Haarwürmern bei Hühnern
In der Speiseröhre und im Kropf können C. annulata und C. contorta eine Entzündung der Schleimhaut verursachen. Im Dünndarm bohrt sich beispielsweies C. caudinflata in die Darmwand was zu einer hochgradigen Darmentzündung mit starken Epitheldefekten führen kann.

Besonders bei Jungtieren kann eine Infektion mit chronischer Abmagerung, Blutarmut (Anämie) und vereinzelten Todesfällen verlaufen. Der Kot kann sich dünnbreiig und schleimig darstellen und die Legeleistung bei Hennen zurückgehen.

Während eine geringgradige Infektion meistens unbemerkt verläuft, kann unter der Bedingung einer ständigen Reinfektion, dem Befall mit anderen Parasiten (z.B. Kokzidiose) und Fehlern in der Haltung und Fütterung ein wesentlich schwererer Krankheitsverlauf auftreten.

Nachweis von Haarwürmern bei Geflügel
Durch die Untersuchung von Kotproben kann man mit der Flotationsmethode die charakteristisch „zitronenförmigen“ Eier unter dem Mikroskop erkennen. Die verschiedenen Arten kann man anhand der Eier praktisch nicht unterscheiden. Alternativ ist der Wurmnacheis auch im Rahmen einer Sektion verstorbener Tiere möglich. Dabei können Schleimhautabstriche von betroffenen Darmabschnitten entnommen und untersucht werden.
Therapie gegen Haarwürmer beim Geflügel:

Die Wirkstoffe, die zur Therapie der Capillariose zum Einsatz kommen sind das Fenbendazol, das Flubendazol, Mebendazol, sowie das Levamisol.

Kotprobe von Hühnern untersuchen lassen – wann, wie oft und wie?

Eine regelmäßige parasitologische Untersuchung einer Kotprobe von Hühnern ist aus verschiedenen Gründen sinnvoll:

Zum einen werden die meisten Hühner in Hobbyhaltung draußen gehalten oder haben zumindest regelmäßigen Auslauf auf verschiedenen Weiden. Wie bereits erwähnt erhöht diese Haltungsform auf natürliche Weise das Infektionsrisiko mit Würmern (Kontakt zu Zwischenwirten).

Da auch Parasiten gegen anti-parasitisch wirkende Mittel Resistenzen entwickeln können, wird von uns dringend von einer prophylaktischen Entwurmung damit abgeraten. Eine regelmäßige Untersuchung einer Kotprobe von Hühnern ermöglicht hingegen also eine bedarfsgerechte Kontrolle und einen Überblick über die aktuelle Wurmbelastung im Hühnerbestand. Bei einem positiven Befund sollte selbstverständlich auch gehandelt werden und der gesamte Bestand behandelt werden.

Es ist empfehlenswert die Hühner im Bestand zwei Mal im Jahr mittels Kotuntersuchung auf Würmer aber auch andere Parasiten (Einzeller) zu checken bzw. eine Kotprobe vom Huhn untersuchen zu lassen.
Für eine Kotuntersuchung bei Hühnern sollte man eine Sammelkotprobeüber drei Tage aus dem Bestand nehmen und diese ordentlich verpackt und ausreichend frankiert ins Labor (z.B. exomed) schicken. Die Kotprobe sollte an verschiedenen Stellen im Stall/ Auslauf gesammelt werden, damit man möglichst viele Tiere damit erfasst. Der gesammelte Kot von drei Tagen kommt in einen gemeinsamen Transportbehälter (z.B. Kotröhrchen). Wie man eine Kotprobe sammelt und verschickt haben wir in einem eigenen Artikel zusammengefasst: https://www.exomed.de/kot-einsenden-aber-wie-viel/

Weiterführende Literatur:
S. Thapa, L. K. Hinrichsen, C. Brenninkmeyer, S. Gunnarsson, J. L.T. Heerken, C. Verwer, K. Niebuhr, A. Willet, G. Grilli, S. M. Thamsborg, J. T. Sørensen, H. Mejer „Prevalence and magnitude of helminth infections in organic layinghens (Gallus gallus domesticus) across Europe“ in Veterinary Parasitology 214 (2015) 118–124