Parasiten bei Landschildkröten

Dr. M. Hallinger

Limitiertes Platzangebot sowie die Widerstandsfähigkeit mancher Stadien, aber auch Haltungsfehler, machen in menschlicher Obhut gehaltene Reptilien anfällig für sogenannte gastrointestinale Endoparasiten (umgangssprachlich „Innenparasiten“ oder „Darmparasiten“, z. B. Einzeller und Würmer). Zwangsläufig krankmachende (obligat pathogene) Parasiten (z. B. Spulwürmer, Oxyuriden, Hexamiten) sollten von fakultativ – also möglicherweise – krankmachenden Darmbewohnern (z. B. Darmflagellaten und -ziliaten, Amöben, Blastozystis) in regelmäßigen parasitologischen Untersuchungen abgegrenzt werden. Letztere kommen natürlicherweise im Gastrointestinaltrakt von herbivoren Landschildkröten, aber auch anderen Reptilienspezies, mit einem geringgradigen bis moderaten Befall vor (Kommensalen), führen jedoch unter bestimmten Bedingungen (limitiertes Platzangebot, Fehlernährung, Haltungsstress etc.) zu äußerlich sichtbaren Krankheitssymptomen, werden dann in erhöhter Anzahl ausgeschieden und spielen auch nur dann eine therapeutische Rolle.

Besonders häufige Parasiten bei Landschildkröten sind die sogenannten Oxyuriden (Pfriemenschwänze, Madenwürmer). Massive Oxyurideninfektionen führen beispielsweise zu klinischen Symptomen wie Fressunlust und wässriger Diarrhö, Gewichtsverlust und sogar perakutem („plötzlichem“) Versterben. Häufig sind diese Nematoden („Würmer“) bei sezierten Tieren zu finden, die während der Hibernation verstorben sind. Jungtiere (<5a) scheinen anfällig für Oxyuridose zu sein. So tritt dieses Krankheitsbild als Faktorenkrankheit (also eine Krankheit, die von äußeren und inneren Faktoren abhängig ist) häufig assoziiert mit Lebererkrankungen, Nierenerkrankungen und Panzerweiche auf. Deshalb sollte die Oxyuridose bei herbivoren Landschildkröten als wichtige Parasitose angesehen werden. Des Weiteren kommen diverse andere Endoparasitosen vor. Dementsprechend ist beispielsweise eine Infektion mit Askariden auf Grund der Körperwanderung (die oral aufgenommenen Wurmlarven wandern über den Darm zur Leber, entwickeln sich dort weiter und wandern dann wieder zurück zum Darm) für den Wirt als problematischer anzusehen als jene mit Oxyuriden. Auch die Vorkommenshäufigkeit (Prävalenz) für fakultativ pathogene Endoparasiten ist relativ hoch. Bei sezierten herbivoren Landschildkröten waren 77,6 % mit Innenparasiten infiziert, insgesamt sind 28,6 % der Tiere an Parasiten verstorben (Hallinger 2018).

Infektionen mit obligat bis fakultativ krankmachenden parasitären Spezies sind in einer parasitologischen Untersuchung („Kotuntersuchung“) vor dem Einbringen neuer Tiere in den Bestand oder einer/em neuen BesitzerIn als obligatorisch anzusehen. Ebenso sollte die parasitologische Untersuchung bei herbivoren Landschildkröten auf Grund der hohen Prävalenz (Vorkommenshäufigkeit) einmal vor und einmal nach der Winterruhe erfolgen. Hierzu bietet es sich an, die Tiere das erste Mal testen zu lassen, bevor sie beispielsweise ins Frühbeet gelangen (März, April) und bei positivem Befund behandeln zu lassen, um in den Sommermonaten den Infektionsdruck zu senken. Das zweite Mal sollten sie zur Vorbereitung auf die Hibernation (Winterruhe) getestet werden, also im August/September, gleiches gilt für Tiere im Terrarium (wobei Terrarienhaltung von herbivoren Landschildkröten mit einer gewissen Skepsis begegnet werden sollte). Nach erfolgter Therapie sollte der Therapieerfolg dringend kontrolliert werden, sodass nur parasitenfreie Landschildkröten in die Hibernation gehen.

Routinemäßige parasitologische Untersuchung (Kotproben)

Ein Parasitenbefall (Innenparasiten) kann anhand der Untersuchung des Kotes nachgewiesen werden. Diese Untersuchung umfasst bei allen Tieren den Nachweis der meisten Würmer und Einzeller (ausgenommen Kryptosporidien, siehe IFT). Routinemäßig sollte diese Untersuchung beispielsweise bei Landschildkröten bei Neuzugängen, während der Quarantäne sowie vor Vergesellschaftung (z. B. zur Paarung) durchgeführt werden. Achtung: Eine einmalige parasitologische Untersuchung kann nicht mit Sicherheit das Bestehen einer Parasitose ausschließen, da viele Parasiten intermittierend (unregelmäßig) ausgeschieden werden. Daher sollte nach Möglichkeit eine Sammelprobe eingeschickt oder mehrere Einzelproben untersucht werden. Auch augenscheinlich gesunde Tiere können Parasiten in sich tragen, sodass regelmäßige Untersuchungen sinnvoll sind.

Eine der häufigsten Fragen, die uns gestellt werden, ist, welche parasitären Stadien bei der routinemäßigen Untersuchung erkannt werden: Nachweisbar sind bei Landschildkröten u. a. Pfriemenschwänze (Oxyuriden), Spulwürmer (Askariden) und Einzeller (Blastozystis, Balantidium, Hexamiten u.v.m.). Je nach Parasitenart und Befallisntensität sind unterschiedliche Medikamente anzuwenden; obligat pathogene (krankmachende) Parasiten müssen bei der Untersuchung von fakultativ pathogenen Darmbewohnern und Kommensalen unterschieden werden. Nicht jeder Nachweis eines Darmbewohners ist also behandlungsrelevant und sollte im Einzelfall mit dem behandelnden Tierarzt/der behandelnden Tierärztin abgesprochen werden.

Zu beachten ist jedoch, dass die Untersuchung einer Kotprobe auch nicht den Besuch beim Tierarzt/bei der Tierärztin ersetzen kann. Mit einem Laborbefund und dem damit verbundenen Behandlungsvorschlag kann Ihr Tierarzt oder Ihre Tierärztin jedoch entscheiden, ob das Tier eine Entwurmung oder Parasitenbehandlung benötigt und welches Medikament für eine gezielte Behandlung am besten geeignet ist.

Was sollte man bei Kotproben beachten?

Die Proben müssen möglichst frei sein von Beimengungen wie Bodensubstrat, Urat (der kristalline Anteil des Urins bei Reptilien, weist eine weiße bis gelbliche Farbe und pastöse bis krümelige Konsistenz auf), Zellstoff, Watte und Ähnlichem, da diese Beimengungen die Untersuchungen erschweren oder gar verfälschen können. Die Probe sollte so frisch wie möglich zur Untersuchung gelangen. Um ein Austrocknen der Probe zu verhindern, empfiehlt es sich, wenige Tropfen Leitungswasser zuzufügen.

Was ist ein Immunfluoreszenztest (IFT)?

Für den Nachweis von Kryptosporidien ist dieses Verfahren besonders geeignet. Bei Reptilien kommt diese Parasitose relativ häufig bei Leopardgeckos und Schlangen vor, aber auch bei Landschildkröten liegen Berichte vor, dass diese teilweise dramatisch erkranken können.

Der IFT funktioniert folgendermaßen: Ein markierter Antikörper bindet spezifisch (Schlüssel-Schloss-Prinzip) an das gesuchte Antigen (z. B. Kryptosporidien-Oozysten, Giardien-Zysten usw.). Nach einer Inkubationszeit werden die Antikörper abgewaschen und bei positivem Befund leuchtet die Markierung des gebundenen Antikörpers unter dem Fluoreszenzmikroskop auf. Der Vorteil gegenüber anderen Methoden liegt in der Möglichkeit begründet auch die Morphologie (also die Beschaffenheit) des potenziellen Antigens beurteilen zu können. Dieses Verfahren hat eine sehr hohe Sensitivität (Fähigkeit zum Erregernachweis) und Spezifität (reagiert nur auf die nachzuweisenden Parasitenarten).

Krankheitsrisiken durch Parasiten, aber welche?

Oxyurideninfektionen sollen teilweise gut vom Wirt toleriert werden. Infizierte juvenile Schildkröten zeigen eine bessere Verträglichkeit und Gewichtszunahme im Vergleich mit nichtinfizierten Tieren, außerdem scheinen Oxyuriden die bakterielle Darmflora zu regulieren. Massive Oxyurideninfektionen führen jedoch zu klinischen Symptomen wie Anorexie und wässriger Diarrhö, Gewichtsverlust und sogar perakutem Versterben. Jungtiere (<5a) scheinen anfällig für Oxyuridose (die klinische Ausprägung des Parasitenbefalls) zu sein. So tritt dieses Krankheitsbild als Faktorenkrankheit häufig assoziiert mit Lebererkrankungen, Nierenerkrankungen und MBD (Metabolic bone disease, „Panzerweiche“) auf. Weiterhin sollte Oxyuridose bei herbivoren Landschildkröten als wichtige Parasitose unter inadäquaten Haltungsbedingungen angesehen werden. Zu beachten ist auch, dass ein nachgewiesener Oxyuridenbefall aus Sicht des Autors immer als behandlungswürdig betrachtet werden sollte. Unterbleibt eine antihelmintische Therapie („Entwurmung“), so vermehren sich die Parasiten ungehindert, es kommt zu ständigen Reinfektionen auf Grund der niedrigen Präpatenz (Zeitdauer von der Aufnahme der infektiösen Parasiten-Stadien bis zum Auftreten von ersten Geschlechtsprodukten im Stuhl) von 30–40 Tagen und ein Massenbefall kann die Folge sein.

Des Weiteren kommen andere Endoparasitosen vor. So ist beispielsweise eine Infektion mit Askariden (Spulwürmer, Anguisticaecum holopterum) auf Grund der Körperwanderung für den Wirt als problematischer anzusehen als jene mit Oxyuriden, jedoch ist die Prävalenz (Vorkommenshäufigkeit) für Askariden glücklicherweise bei Landschildkröten relativ klein. Im Gegensatz dazu sind Prävalenzen für fakultativ pathogene Endoparasiten relativ hoch und in unseren Untersuchungen konnten folgende Vorkommenshäufigkeiten diagnostiziert werden: Flagellaten (21,68 %), Nyctotherus sp. (7,27 %), Balantidien (6,29 %) sowie Blastozystis sp. (6,29 %).

Fazit: Parasiten bei Landschildkröten

Auf Grund von häufigen Infektionen mit obligat bis fakultativ pathogenen parasitären Spezies bei herbivoren Landschildkröten ist eine parasitologische Untersuchung vor dem Einbringen neuer Tiere in den Bestand oder bei Abgabe an eine/n neue/n BesitzerIn als obligatorisch anzusehen. Ebenso sollte die parasitologische Untersuchung bei herbivoren Landschildkröten auf Grund der hohen Prävalenz (Vorkommenshäufigkeit) vor und nach der Winterruhe (Hibernation) als obligat angesehen werden.

Anmerkung: Dieser Artikel basiert auf Daten, die vom Autor im Rahmen einer international veröffentlichten Studie zu „Parasiten von herbivoren Landschildkröten in Deutschland“ von der JLU Gießen in Kooperation mit dem Labor „exomed“ im Rahmen seiner kumulativen Dissertation „Gastrointestinale Endoparasiten von in Deutschland gehaltenen Reptilien und Amphibien“ zur Erlangung des Grades eines „Doktors der Veterinärmedizin“ veröffentlicht wurde. Besonderer Dank und Anerkennung gilt dem verstorbenen Dr. Frank Mutschmann, Co-Autor der Studie, Mentor des Autors und Mitbetreuer der Dissertation.

Fragen zum Artikel:

Zeigen mit Oxyuriden infizierte juvenile Schildkröten eine bessere Verdaulichkeit und Gewichtszunahme im Vergleich mit nichtinfizierten Tieren? Regulieren Oxyuriden nicht auch die bakterielle Darmflora?

Prinzipiell gibt es bei Schildkröten vier verschiedene Gattungen von Oxyuriden, die dort parasitieren. Eine besondere Relevanz haben lebendgebärende Oxyuriden, da es im Darm direkt zur Reinfektion kommt. So müssen sich hier die Tiere nicht erst am Kot und den darin enthaltenen Eiern anstecken. An den Eiern der Oxyuriden, die mit dem Kot ausgeschieden werden, lässt sich aber nicht die Gattung bestimmen, die Eier sehen alle sehr ähnlich aus. Auch eine genaue Einschätzung, wie viele erwachsene Würmer zum Zeitpunkt der Kotuntersuchung gerade parasitieren, lässt sich nicht treffen. Es kann lediglich die Anzahl der ausgeschiedenen Eier festgestellt werden, diese kann jedoch auch variieren. Deshalb sollte man bei einem Nachweis von Oxyuriden auch entwurmen (siehe unten).

Ab welchem Befall sollte man Reptilien (Schildkröten, Geckos, Schlangen, usw.) entwurmen?

Immer wieder werden wir bei exomed gefragt: „Ab wann sollte ich meine Schildkröte entwurmen? Schon bei Oxyuriden + oder erst bei Oxyuriden ++?“ Bitte schon bei Oxyuriden + entwurmen: Die Tiere scheiden in diesem Fall nur wenige Oxyurideneier aus, wie in der Kotuntersuchung festgestellt wurde. Das heißt aber nicht, dass nicht trotzdem ein hochgradiger Befall vorliegen kann. Die Wurmeier werden intermittierend (phasenweise) ausgeschieden, deshalb kann dennoch ein hochgradiger Befall vorliegen! Im Gegensatz kann man bei +++ davon ausgehen, dass ein hochgradiger Befall vorliegt und die Tiere die Umwelt hochgradig mit Wurmeiern kontaminieren!

Sollte man Jungtiere (juvenile Landschildkröten) prophylaktisch entwurmen?

Jungtiere sollten unbedingt gegen Oxyuriden behandelt, spricht entwurmt, werden. Uns werden immer wieder Sektionstiere zugesandt, die nachweislich an Oxyuriden verstorben sind oder die Infektion mit Oxyuriden andere Krankheitsbilder dramatisiert haben. Bei Jungtieren, die jünger als 5 Jahren sind, sind Oxyuriden eine besondere Gefahr für die Tiere. Brosda (2011) hat eine bessere Gewichtszunahme bei Jungtieren festgestellt, die mit Oxyuriden infiziert waren. Die Tiere haben sich im Vergleich zu Oxyuriden-freien Tieren besser entwickelt und haben schneller Gewicht zugelegt. Jedoch muss dies nicht unbedingt heißen, dass es zwangsläufig etwas Positives ist, da sich ja auch Tiere, die keine Hibernation erfahren, auch schneller entwickeln, jedoch Panzerdeformationen usw. bilden.

Deshalb sollten insbesondere Jungtiere engmaschig auf Parasiten getestet und untersucht werden. Es bieten sich Kotuntersuchungen vor und nach der Hibernation an, jedoch sollten die Tiere aktiv sein.

Sollte man generell Schildkröten und andere Reptilien prophylaktisch entwurmen?

Klares Nein! Prophylaktisches Entwurmen ist kontraproduktiv. Es gibt bei Reptilien, insbesondere bei Schildkröten, nicht nur Würmer die dort parasitieren und die in einer Kotprobe oder Kotuntersuchung nachweisbar sind. Dementsprechend werden bei einer prophylaktischen Entwurmung nicht alle möglichweise vorhanden Parasiten „erwischt“. Weiterhin ist es wissenschaftlich nachgewiesen, dass Entwurmungsmittel sowohl dem haematopoetischen System (blutbildenden System), als auch dem Gastrointestinaltrakt (Magen-Darm-Trakt) schaden können. Insofern kann eine Entwurmung den Schildkröten schaden, wenn keine Parasiten vorhanden sind. Außerdem sind wirksame Entwurmungen verschreibungspflichtig und dementsprechend nur über den/die Tierarzt/Tierärztin zu beziehen.

Was ist eine Parasitose?

Eine Parasitose ist eine klinisch sichtbare parasitäre Erkrankung, also eine Krankheit, die äußerlich den Tieren ansehbar ist. Man nimmt hier den Namen des Parasiten und hängt das Suffix/Postfix „-ose“ hintenan: Oxyuridose, Isosporose, Neobalantidiose, etc. Beispielweise würde man von einer Oxyuridose sprechen, wenn die Tiere Abmagerung, Panzerweiche, Durchfall, Fressunlust oder andere Symptome zeigen würden, z.B. Unruhe. Aber auch Veränderungen der Blutwerte oder Veränderungen, die nur auf dem Röntgen (z.B. Aufgasungen) zu sehen sind würden für eine Parasitose sprechen.

Was ist eine Panzerweiche? Können Parasiten diese auslösen?

Mit Panzerweiche ist der umgangssprachliche Ausdruck für die sogenannte MBD (Metabolic Bone Disease). Hier kommt es zur Dekalzifizierung/Demineralisierung der Konchensubstanz. In vielen Fällen sieht man eine solche Panzerweiche erst auf dem Röntgenbild, bei hochgradigen Fällen haben die Tiere einen butterweichen Panzer. Bei Jungtieren spricht man hier von „Rachtitis“. Oxyuriden, aber auch andere Parasiten bei Landschildkröten, können die Entwicklung solch einer Erkrankungen fördern, weil sie im Darm dort parasitieren, wo das Kalzium über die Darmschleimhaut resorbiert (aufgenommen) wird und anschließend dem Körper zugeführt wird.

Was wird in der Kotuntersuchung auf Parasiten untersucht?

Bei der Kotuntersuchung sind es bei Rundwürmern (Nematoden) deren Vermehrungsstadien, also Eier, die unter dem Mikroskop gesucht und gezählt werden. Man sucht aber nicht nur Eier von Würmern. Je nach Parasit sind das entweder Eier (bei Nematoden), Eipackete, Oozysten, Zysten, Larven oder Trophozoiten. Hier wollten wir nicht zu sehr ins Detail gehen, um nicht zu verwirren. Generell lässt sich aber sagen, dass in der Kotprobe/Kotuntersuchung bei jedem Tier die Vermehrungsstadien und Ausscheidungsprodukte von Parasiten im Stuhl der Tiere gesucht werden. Hier ist es erstmal egal, ob Hund/Katze, Ratte, Hamster oder Schildkröte.

Die Ausscheidungsprodukte werden jedoch intermittierend ausgeschieden, so kann es sein, dass mal keine Wurmeier im Kot zu finden sind während der Untersuchung, jedoch dennoch ein Befall/eine Infektion mit Parasiten vorliegen kann. Diese Genauigkeit bzw. ehrlichweise auch Ungenauigkeit von Kotproben/Kotuntersuchungen variiert je nach Parasit und Wirt, generell kann man diese aber senken, indem man entweder Sammelkot über mehrere Tage sammelt oder noch besser mehrere Untersuchungen in längeren Abständen (2-4 Wochen) durchführen lässt. Eine Untersuchung sollte nur in einem spezialisierten Reptilienlabor stattfinden oder bei einem reptilienkundigen Tierarzt stattfinden.

Gibt es auch Krankheitserreger, die nicht zwangsläufig krankmachend sind?

Bei Landschildkröten gibt es viele Erreger, die zur normalen Darmflora gehören, beispielsweise viele Flagellaten, Ziliaten oder auch Blastozystis. Man nennt diese Kommensalen/Symbionten. Diese spielen nur eine therapeutische Rolle, wenn sie in großer Anzahl in der Kotprobe nachweisbar sind. Man spricht hier von „fakultativ pathogenen“ Erregern, also möglicherweise krankmachenden Erregern. Insbesondere fakultativ krankmachende Einzeller werden bei einem Massenbefall vermehrt ausgeschieden und sind auch erst dann von klinischer Relevanz. Diese Einschätzung erfordert aber sehr viel Erfahrung. Nicht jeder Nachweis von Einzellern in Kotproben von Schildkröten, aber auch anderen Reptilien, ist behandlungswürdig! Dementsprechend: Kotproben bitte ausschließlich bei einem spezialisierten Reptilienlabor/ reptilienkundigen Tierarzt untersuchen lassen.

Kann man gewährleisten, dass nur parasitenfreie Tiere in die Hibernation gehen?

Man kann gewährleisten, dass nur parasitenfreie Landschildkröten in die Hibernation überführt werden. Bitte denkt rechtzeitig an die Kotproben während der Vorbereitung auf die Hibernation! Dann bleibt genug Zeit die Tiere zu untersuchen bzw. untersuchen zu lassen. Bei einem Nachweis einer behandlungswürdigen Parasitose kann dann entsprechend behandelt werden. Erst nachweislich parasitenfreie Landschildkröten sollten in die Hibernation gehen.

Wie lange dauert es, bis eine Entwurmung von der Schildkröte verstoffwechselt wurde?

Fenbendazol („Panacur“) lähmt die vorhanden Würmer, sodass sie binnen 3 bis 4 Tagen ausgeschieden werden. Häufig sieht man diese dann im Kot, sie sind relativ klein, weißlich und durchscheinend. Jedoch reicht eine einmalige Gabe nicht aus, man sollte die Entwurmung immer nach ca. 14 Tagen wiederholen. Oxyuriden haben eine Präpatenz von ca. 30-40 Tagen: So lange dauert es also, bis aus dem Ei ein erwachsener Wurm wird, der wieder Eier produziert und diese Eier dann wieder im Kot ausgeschieden werden bzw. diese in den Kotproben nachweisbar sind. Bei jeder Parasitose und deren Behandlung geht es darum, den parasitären Zyklus zu unterbrechen. Die lässt sich bequem mit einer entsprechenden Therapie und einer adäquaten Hygiene (tägliches Absammeln des Kotes, Abtragen des kontaminierten Bodensubstrats, Desinfektion) gewährleisten.

Wie lange dauert eine Kotprobe/Kotuntersuchung?

Wir möchten alle Ergebnisse so schnell wie möglich zustellen. Wenn uns eine Email-Adresse angegeben wird, versenden wir also Reptilienlabor in der Regel den Befund mit Behandlungsempfehlung noch am Tag der Untersuchung bzw. des Posteingangs.

Ist es möglich auch Kotproben/Kotuntersuchungen von anderen Tieren bei exomed untersuchen zu lassen?

Es ist problemlos möglich, bei uns auch Kotuntersuchungen von anderen Tieren durchführen zu lassen. Wir untersuchen regelmäßig Kotproben auch von anderen Reptilienspezies als Landschildkröten, z.B. Bartagamen, Schlangen, Leopardgeckos, aber auch anderen Reptilien. Auch Kotuntersuchungen bei Hunden/Katzen, Kaninchen, Hamstern, Ratten, Mäusen und Vögeln (z.B. Sittiche, Papageien, Kanarien) sind kein Problem.

Quellen:

Brosda, A. (2013). Untersuchungen zur Infektion mit Oxyuren bei mediterranen Landschildkröten in menschlicher Obhut und ihr Einfluss auf die Entwicklung juveniler Testudo graeca (Doctoral dissertation).

Häfeli, W., & Zwart, P. (2000). Panzerweiche bei jungen Landschildkröten und deren mögliche Ursachen. Prakt Tierarzt, 81(2), 129-132.

Hallinger, M. J., Taubert, A., Hermosilla, C., & Mutschmann, F. (2018). Occurrence of health-compromising protozoan and helminth infections in tortoises kept as pet animals in Germany. Parasites & vectors, 11(1), 352.

Neiffer, D. L., Lydick, D., Burks, K., & Doherty, D. (2005). Hematologic and plasma biochemical changes associated with fenbendazole administration in Hermann’s tortoises (Testudo hermanni). Journal of Zoo and Wildlife Medicine, 36(4), 661-672.