Mykoplasmen bei Landschildkröten

Dr. M. Hallinger, H. Schmitz

Die Infektion mit Mykoplasmen sollte neben der vielseits bekannten Herpesvirus-Infektion bei Schildkröten nicht missachtet werden! Was Mykoplasmen überhaupt sind und wie man eine Infektion erkennt und behandelt, wollen wir in diesem Artikel versuchen zu erklären. Außerdem wollen wir die am häufigsten gestellten Fragen zu Mykoplasmen und Mykoplasmose bei Landschildkröten (Testudo spp.) beantworten.

Was sind Mykoplasmen?

Mykoplasmen sind Bakterien, die sich allerdings in ihrem Aufbau von den zumeist bekannten Gram-positiven und Gram-negativen Bakterien unterscheiden: sie haben keine Zellwand und lassen sich demnach nicht wie ihre „Bakterien-Kollegen“ über die Gram-Färbung anfärben. Des Weiteren können sie sich wie Viren in die Wirtszellen, die sie befallen, zurückziehen und verschiedene Gestalten (z.B. kugelförmig oder birnenförmig) annehmen (pleomorph). Die Fähigkeit, sich in den Wirtszellen zu verstecken, kann es schwierig gestalten, sie zu diagnostizieren und zu therapieren.

Der erste identifizierte Mykoplasma-Erreger war Mykoplasma mycoides, der damals noch für ein Virus gehalten wurde, weil er sich nicht auf herkömmlichen Nährböden anzüchten ließ. Auf Grund seiner geringen Größe und fehlender Zellwand können die Erreger außerdem „bakteriendichte Filter“ passieren.

Mykoplasmen, genauer M. hyopneumoniae, verursachen bei Schweinen die „Mykoplasmen-Pneumonie“ bzw. „enzootische Pneumonie“ (Atemwegserkrankungen). Allerdings können bei Schweinen andere Mykoplasmen-Arten, wie M. hyorhinis, auch Erkrankungen wie eine Polyarthritis (systemische Gelenkentzündung) oder eine Polyserositis (Entzündung der serosalen „Häute“ über inneren Organen) hervorrufen. Sogenannte hämatotrophe Mykoplasmen (gehen in das Blut der Tiere) wie M. suis können bei einer Infektion zu einer Blutarmut (Anämie) führen.

Andere Mykoplasmen wie M. mycoides ssp. mycoides können bei Rindern zu der sogenannten Lungenseuche führe. Diese Erkrankung ist historisch enorm verlustreich gewesen und unterliegt noch heutzutage einer Anzeigepflicht. M. bovis hingegen ist bei Rindern für einen oft schweren und besonders therapieresistenten Verlauf einer Mastitis (Entzündung der Milchdrüse) verantwortlich. Hier spielt vor allem der wirtschaftliche Verlust eine große Rolle.

Auch Hühnervögel (Hühner und Puten) werden von an diese Arten adaptierte Mykoplasmen nicht verschont. Beispielsweise verursacht M. gallisepticum Erkrankungen der Luftwege, aber auch der Sehnen und Gelenke. Auch M. synoviae spielt hierbei eine Rolle.

Bei Landschildkröten wurden Mykoplasmen zuerst in den 70er-Jahren zuerst beschrieben. Man kennt die Erkrankung an Mykoplasmen bei Schildkröten auch unter den Namen „runny nose syndrome“ (Schnupfen-Syndrom“) und „upper respiratory tract disease“ (Erkrankung der oberen Atemwege) – kurz URTD. Daran beteiligt sind vor allem M. agassizzi und M. testudineum, aber auch andere Erreger wie Pasteurellen (Bakterien), andere Bakterien (z.B. Pseudomonaden), Pilze (z.B. Candida sp.) und Herpesviren können an dem Krankheitskomplex beteiligt sein.

Wie stecken sich Landschildkröten mit Mykoplasmen an?

Die Infektion mit Mykoplasmen ist eine nervige und lästige Infektion.Eine Infektion mit Mykoplasmen bei Landschildkröten kann häufig ohne das Auftreten von Symptomen erfolgen. Die Schildkröten werden dann als symptomloseTräger bezeichnet. Somit ist es möglich, dass beim Verkauf oder beim Umsetzen unbemerkt Infektionen mit Mykoplasmen stattfinden bzw. dass sich die Erreger im Bestand verbreiten. Wenn eine infizierte Schildkröte den direkten Kontakt zu einer anderen Schildkröte hat, kann sie diese schnell anstecken. Beispielsweise kann über den Nasenausfluss, der an Futternäpfen und anderen Einrichtungsgegenständen haften bleibt, eine Übertragung stattfinden. In natürlichen Bodensubstraten (z.B. im Außengehege) können die Erreger auch außerhalb ihres Wirtes eine Zeit lang überleben. Feuchte Umgebungen verlängern die Überlebenszeit außerhalb des Wirtes deutlich. Besonders in großen Gruppenhaltungen verteilen sich die Erreger schnell unter den Schildkröten.

Wegen den symptomlosen Trägern empfiehlt es sich, neue Schildkröten 4 Wochen in Quarantäne zu setzen, bevor sie zu ihren neuen Schildkröten-Kollegen gesetzt werden. Es ist ohnehin immer anzuraten, Neuzugänge auf Mykoplasmen via PCR (und auf Herpesviren und Parasiten) zu testen. Trotzdem bleibt immer ein gewisses Risiko, einen Bestand mit einer neuen Landschildkröte mit Mykoplasmen zu infizieren bestehen. Leider verfügen Mykoplasmen über die Fähigkeit, sich im Körper der Tiere „zu verstecken“. Für einen Test bedeutet dieses, dass eine Infektion mit Mykoplasmen auch durch ein negatives Test-Ergebnis nicht auszuschließen ist.

Was passiert bei einer Mykoplasmen-Infektion? Was für Symptome treten auf?

Nach der Infektion dauert es zumeist mindestens zwei Wochen (eher 4-8 Wochen), bis klinische Symptome auftreten. Die Bakterien haften an den Zellen des oberen Atmungstraktes und zerstören diese im Verlauf. Dies kann zu einer chronischen Entzündung der oberen Atemwege führen. Die Ausprägung der Entzündung reicht von einer leichten bis zu einer schweren Entzündung. An der Ausprägung von Symptomen sind meistens mehrere Faktoren beteiligt: So kann unter suboptimalen Haltungsbedingungen (z.B. falsche Temperatur, falsche Fütterung), bei Stress (z.B. Umzug) oder bei anderen Erkrankungen das Immunsystem geschwächt sein. Auch nach der Winterstarre können sich Symptome entwickeln. Es werden auch Vergiftungen und Kontakt mit Schwermetallen als Auslöser erwähnt. Auch wenn man Schildkröten in die freie Wildbahn entlässt oder sie aus ihrer bekannten Umgebung ausbrechen, kann es durch den Stress zur Entwicklung von Krankheitssymptomen kommen.

Symptome einer Landschildkröte mit Mykoplasmen

  • Nasen und Augenausfluss (meist klar – selten dickflüssig oder eitrig)
  • teilweise sehr laute Atemgeräusche und Maulatmung („Schnappatmung“)
  • Schleimansammlung im Maul, vermehrte Speichelproduktion
  • Bindehautentzündung (Konjunktivitis)
  • Ödeme (Wasseransammlungen im Gewebe) rund um die Augen (palpebrale Ödeme)
  • Die Haut rund um die Nasenlöcher bildet Furchen aus, Pigmentverlust
  • Reduzierter Appetit
  • Schwäche und Abmagerung
  • Erhöhte Empfänglichkeit für andere Erkrankungen (z.B. Lungenentzündung)

Diagnose von Mykoplasmen bei Landschildkröten:

Die Diagnose wird durch eine Tupfer-Probe (von den Choanen der Schildkröten) oder eine Nasenspülung durchgeführt. Die Tupfer werden in ein Labor (z.B. exomed) gesendet, das PCR-Untersuchungen durchführt. Hierbei wird das Erbgut von Mykoplasmen untersucht und man kann die Spezies identifizieren. Eine mikrobiologische Anzüchtung wurde früher durchgeführt, ist allerdings sehr aufwändig (Dauer 2-6 Wochen) und wird heute nicht mehr angewandt, denn Mykoplasmen haben sehr hohe Ansprüche an ihre Nähmedien (brauchen viele Zusätze): Mit der PCR-Methode lassen sie sich also schneller und besser nachweisen.

Wie bereits oben erwähnt, bedeutet ein negatives Ergebnis nicht gleich, dass das Tier frei von Mykoplasmen ist, denn die Bakterien können sich gut im Körper verstecken. Ein positiver Befund wiederum ist ein sicherer Nachweis von Mykoplasmen.

Beim Tierarzt können bei schweren Fällen andere weiterführende Untersuchungen wie Röntgenbilder oder seltener auch eine Endoskopie durchgeführt werden, um eine Lungenentzündung (Pneumonie) auszuschließen.

Diagnose Mykoplasmen bei exomed:

Die Tupfer-Probe kann man entweder beim Tierarzt/der Tierärztin durchführen lassen oder die Schildkröten selbst testen (zu Hause) und in unserem Labor einschicken. Auch reptilienkundige Tierärzte schicken bei Verdacht auf Mykoplasmen ihre Tupfer/ Spülproben häufig an externe labore. Benötigt werden mindestens 0.5ml einer Nasenspülprobe (gekühlt), oder ein Abstrich mit einem Tupfer ohne Medium, also einen sog. PCR-Tupfer (nachzulesen auf unserem Einsendeformular für Privateinsender bei Infektionskrankheiten von Reptilien, auf Seite 4 von unserer Website).

Bei der Tupferprobe ist es wichtig, die Nase und den Rachen gründlich zu bestreichen, weil dort die Zellen des Atmungstraktes befinden, die von Mykoplasmen aufgesucht werden. Hier reichern sich die Erreger gerne an. Geeignete Tupfer dafür findet man in Apotheken, beim behandelnden Tierarzt und auch unser Labor versendet auf Anfrage welche. Diese sollten dann per Mail (info@exomed.de) bei uns bestellt werden (mit vollständigem Namen und Adresse und die Anzahl der benötigten Tupfer. Alternativ kann man auch bei Online-Versandhändlern sterile Tupfer bestellen.

Zur Probennahme werden sterile Abstrich-Bestecke von uns empfohlen (sog. PCR-Tupfer, Wattetupfer in Kunststoffröhrchen ohne Transportmedium). Diese Tupfer sichern die Qualität für veterinärmedizinische Untersuchungen und bieten einen geschützten und hygienischen Transport zum Labor.

Die Proben sollten sicher verpackt werden (Luftpolsterumschlag). Bitte auch ausreichend frankieren. Die Bearbeitungszeit beträgt ca. 7 bis maximal 10 Werktage (in der Regel). Wir versuchen alle Proben so schnell wie möglich zu bearbeiten, um sowohl bereits erkrankten Tieren eine zeitnahe Therapie zu ermöglichen.

Behandlung einer Infektion mit Mykoplasmen bei Landschildkröten/ Ist eine Mykoplasmen-Infektion heilbar?

Im Gegensatz zu vielen anderen Erkrankungen der Landschildkröten kann man bei Mykoplasmen keine vollständige Erreger-Elimination garantieren. Sie ist also nicht per se „heilbar“. Die Prognose ist jedoch für das Einzeltier in den meisten Fällen jedoch gut bis sehr gut. Ein negatives Testergebnis ist ,wie schon erwähnt, jedoch nicht 100% verlässlich und auch eine lange symptomfreie Zeit muss nicht bedeuten, dass die Landschildkröte keine weiteren Erreger mehr in sich trägt!

Nach einem positiven Befund sollten die betroffenen Tiere daher von den anderen Schildkröten getrennt werden, denn sie sind lebenslang als Dauerausscheider anzusehen. Des Weiteren sollten die Tiere aus Zuchtgruppen entfernt werden. Die Haltungsbedingungen (Temperatur, Luftfeuchtigkeit, Licht, Gehege, Einrichtung, Fütterung) sollten überdacht und bei Mängeln optimiert werden, um mögliche Stressfaktoren zu reduzieren. Die Tiere in Quarantäne dürfen nicht mit den anderen Tieren in Berührung kommen. Getrennte Räume sind zu empfehlen und es ist darauf zu achten, dass man auch bei der Gehege-Pflege keine Erreger verschleppt (z.B. durch Putzzeug oder Schuhwerk).

Weiteres zur Quarantäne bei Reptilien und Amphibien haben wir auf Grund der enormen Bedeutung in dem Feld in einem eigenen Artikel zusammengefasst.

Allgemein findet eine Behandlung nur statt, wenn sich Symptome zeigen.

Beim Tierarzt oder der Tierärztin kann eine Gabe von Antibiotika eingeleitet werden, wenn sich klinische Symptome ausprägen. Mykoplasmen sind gegen eine Reihe von Antibiotika (z.B. Doxycyclin) empfindlich, die intrazellulär (in den Zellen) wirken. Gegen Wirkstoffe, die an der Zellwand angreifen (z.B. Penicillin), sind Mykoplasmen natürlich resistent. Häufig finden auch Flourchinolone (z.B. Enrofloxacin / Marbofloxacin) bei der Therapie von Mykoplasmen bei Landschildkröten Anwendung. Je nach Präparat können sie über das Maul (oral) oder über die Nahrung verabreicht werden oder unter die Haut gespritzt bzw. in die Muskulatur appliziert werden (subkutane bzw. intramuskuläre Injektion). Es gibt auch spezielle (lokale) Präparate, die direkt ins Auge oder in die Nase gegeben werden. Wie schon bei den Tests erwähnt können sich die Bakterien allerdings gut in den Zellen des Atmungstaktes „verstecken“ und es ist nicht immer möglich mit den Antibiotika alle Erreger zu erwischen. Immer wieder treten nach Monaten oder Jahren Rückfälle auf, wenn das Tier beispielsweise Stress erlebt oder aus anderen Gründen geschwächt ist.

Unterstützend kann eine Gabe von Vitamin B12 das Immunsystem aufbauen. Gegen die Entzündung können Entzündungshemmer gegeben werden und gegen eine Austrocknung eine Infusion. Bei Schildkröten, die nicht mehr fressen, kann eine Zwangsernährung indiziert sein.

Wenn die Tiere stark verschleimte Atemwege haben, kann man mit Kochsalzlösung versuchen die Nase zu spülen. Eine Spritze aus der Apotheke kann mehrmals mit der Lösung gefüllt werden und in ein Nasenloch gegeben werden. Sie läuft dann aus dem anderen Nasenloch oder über das Maul wieder ab. Die Spülung kann mehrmals am Tag durchgeführt werden. Auch eine Inhalation mit Kochsalz ist entweder mit dafür geeigneten Geräten aus der Humanmedizin oder in einer dafür geeigneten Box möglich. Auch die Inhalation sollte mehrmals täglich durchgeführt werden. Auch die lokale Anwendung von Antibiotika-Kochsalz-Gemischen (z.B. Enrofloxacin) hat sich in praxi gewährt.

Müssen Mykoplasmen-positive Schildkröten zwingend ihr restliches Leben allein in Quarantäne gehalten werden?

Da eine „Einzelhaft“ auf Grund eines positiven Mykoplasmen-Befundes für die Schildkröten kein schönes restliches Leben bedeuten würde, kann man sich überlegen, andere Mykoplasmen-positive Schildkröten als Partnertiere dazu zu gesellen. Es kann je nach Ausprägung der Symptome eine schwierige Aufgabe sein, Mykoplasmen positive Tiere zu halten, aber mit ein wenig Erfahrung und tierärztlicher Unterstützung müssen die Tiere nicht zwingend eingeschläfert werden. Eine Mykoplasmen-Infektion ist also nicht das sichere Todesurteil für eine Landschildkröte!

Selbstverständlich kann man auch ein „negatives“ Tier als Quarantäne-Begleitung in das Gehege setzen. Dieses gilt dann aber auch als Dauerausscheider und sollte, wie ein Mykoplasmen-positives Tier behandelt werden.

Bestände mit Mykoplasmen-freien Schildkröten sollten allerdings auf gar keinen Fall mit den positiven Tieren in Berührung kommen. Auch zur Zucht sollten die positiven Tiere nicht verwendet werden, weil spätestens nach dem Schlupf die Infektion auf die Jungtiere übergehen kann. Man möchte in jedem Fall verhindern, dass Mykoplasmen-positive Tiere über Züchter als symptomlose Dauerausscheider in den Handel gelangen und andere Populationen infizieren!

Desinfektion bei Mykoplasmen:

In erster Linie ist es in der Quarantäne von größter Bedeutung, keine Erreger von den Tieren in Quarantäne zu den Tieren zu schleppen, die nicht in Quarantäne sind.

Dafür ist eine strenge Reihenfolge, beispielsweise bei der Fütterung, einzuhalten. Die Tiere in Quarantäne werden als letztes versorgt und anschließen alle verwendeten Gerätschaften gründlich gereinigt und desinfiziert.

Auch eine gute Händehygiene ist hierbei unabdinglich. Hierfür reichen handelsübliche Händedesinfektionsmittel (z.B. „Sterilium“). Auch das Tragen von Handschuhen ist von Vorteil!

Eine Desinfektion des Terrariums und seiner Einrichtungsgegenstände ist mit „Neoprednisan“ (Breitband-Desinfektionsmittel) möglich, welches gegen Bakterien, Viren, Pilze und einige Parasiten-Stadien wirkt. Nach der Anwendung sollten alle Gegenstände gründlich abgewaschen werden und mindestens 8 Stunden auslüften!

Ein weiteres Mittel von Lucky Reptile ist das „Kovi-X-Desinfektionsmittel“, welches ebenso gegen Bakterien, Viren, Pilze und einige Parasiten wirkt. Auf Grund seiner Schädlichkeit für die Tiere, sollte dieses Mittel ausdrücklich in Abwesenheit der Tiere und nach Angaben des Herstellers angewendet werden. Die Einrichtungsgegenstände müssen hierbei abgewaschen, ausgewischt und ausgelüftet werden. Es empfiehlt sich bei der Anwendung Handschuhe, Schutzbrille und andere Schutzkleidung zu tragen.

Auch verdünntes Wasserstoffperoxid (H2O2) kann zur Desinfektion verwendet werden. Die flüssige Verbindung bildet einen Schaum, der durch Oxidation Bakterien, Pilze und einige Viren unschädlich machen kann.

Einrichtungsgegenstände können auch durch Hitze desinfiziert werden (thermisches/ physikalisches Desinfektionsverfahren). Man kann unter anderem Holz Gegenstände oder Tontöpfe bei 130°-150°C im Ofen 15-45 Minuten „backen“. Besonders bei Holz sollte dieser Prozess nicht unbeobachtet gelassen werden. Die Gegenstände sollten vorher trocken sein, da durch die Ausdehnung des Wassers einige Materialen gesprengt werden können.

Die Verwendung von der sogenannten „Dampfente“ wird im Internet vielerorts empfohlen. Sie bedient sich dem Prinzip eines Dampfreinigers, der heißen Wasserdampf bis zu rund 150°C erzeugen kann. Das handliche Gerät lässt sich relativ einfach anwenden, seine Wirksamkeit ist allerdings umstritten, da nicht ausreichend hohe Temperaturen erreicht werden. Der Wasserdampf kann des Weiteren beispielsweise Parasitenstadien forttragen, oder dafür sorgen, dass die Erreger den hohen Temperaturen nicht lange genug ausgesetzt sind. Für die alleinige Desinfektion bei Mykoplasmen ist die Dampfente also nicht ausreichend. Man kann sie allerdings gut mit den anderen Mitteln kombinieren und zum Beispiel zur Desinfektion von Glasterrarien verwenden.

Mykoplasmen-positive Landschildkröten – was tun?

Wenn nicht schon bereits passiert, sollte unbedingt ein reptilienkundigerTierarzt aufgesucht werden, der eine tierärztliche Beratung und Behandlung einleiten kann. Wie man den besten Reptilien-Tierarzt für sich und seine Tiere finden kann, haben wir in einem eigenen Artikel zusammengefasst.

Der Tierarzt/die Tierärztin wird im Hinblick auf die individuelle Situation Empfehlungen für die Quarantäne und wenn nötig eine Behandlung besprechen und den weiteren Ablauf klären.

Schlussendlich ist die Diagnose von Mykoplasmen bei Landschildkröten zwar „lebenslänglich“ gestellt und erfordert einiges an Zeitaufwand und Nerven, allerdings lässt es sich damit in der Regel für die Landschildkröten gut leben.

Die Haltungsbedingungen (z.B. artgerechte Temperaturen) sollten wie bereits erwähnt optimiert und das Immunsystem gestärkt werden. Hierfür ist eine ausreichende Versorgung mit Vitaminen wichtig. Auch hierzu kann man sich bei seinem reptilienkundigen Tierarzt informieren. Sollte sich ein erneuter „Schub“ an Krankheitssymptomen anbahnen, sollte frühzeitig gehandelt werden, um Komplikationen einer Mykoplasmen-Infektion (z.B. Blutvergiftung durch andere Eitererreger, die hinzukommen) zu vermeiden. Auch eine Parasiten-Freiheit (durch Entwurmung und Kotuntersuchung) solle gewährleistet werden, da auch parasitäre Erkrankungen (z.B. Oxyuriden) das Immunsystem schwächen. Das Immunsystem hat dann schon mit den Parasiten zu kämpfen und ist damit beschäftigt. Für eine „Parasiten-Freiheit“ sollte regelmäßig eine Kotuntersuchung/Parasitologische Untersuchung durchgeführt werden.

Eine Erhöhung der Temperaturen am Sonnenplatz um einige Grad (3-5°C) ist empfehlenswert. Eine zusätzliche Wärmelampe kann hierfür aufgestellt werden.

Bei individuellen und weiteren Fragen stehen wir gerne telefonisch unter +49 6421 8842684 oder per E-Mail unter info[at]exomed.de für Euch zur Verfügung!

Vielen Dank fürs Lesen!

Quellen:
H-J. Selbitz, U. Truyen, P. Valentin-Weigand, „Tiermedizinische Mikrobiologie, Infektions-& Seuchenlehre“, 9.überarbeitete Auflage (2011), Enke, Stuttgart, Kapitel 15, H-J. Selbitz, „zellwandlose Bakterien“, pp. 319-329.

Mykoplasmen-Infektion (oder URTD = Upper Respiratory Tract Disease) bei Landschildkröten, Ein Informationsblatt für Tierbesitzer der Universität Zürich

https://www.testudowelt.de/?p=3937 (29.03.21)

https://www.exoticvet.ch/mycoplasma-agassizii-bei-landschildkroeten/ (29.03.21)

https://www.landschildkroeten-hunsrueck.de/krankheiten-bei-landschildkroeten/mykoplasmeninfektionen-und-alternative-behandlungsmoeglichkeiten/ (29.03.21)

https://www.reptiliendoktor.com/therapie-im-terrarium/desinfektion/ (30.03.21)

https://www.reptilientierarzt.de/hygiene.php (30.03.21)